Angewandte Musik-Kinesiologie in der Schweiz
Seit 30 Jahren geben Marianne und Wenzel Grund ihr umfassendes Wissen an professionelle Musikschaffende weiter in Beratung, Therapie und Ausbildung. Der Ausbildungsgang «Angewandte Musik-Kinesiologie» wurde neu konzipiert. Einige Hintergründe und Praxisbeispiele.
Die Musik ist ein uralter Weg, die Resonanzfähigkeit des Menschen zu schulen. Schon in frühen Zeiten im Tibet, Ägypten und im antiken Griechenland wurde Musik zur Heilung eingesetzt. Klänge wirken unmittelbar über das Ohr (und dessen Nervenverbindungen zum Gehirn) auf den gesamten Organismus. Jeder Mensch kann natürlicherweise harmonische Klänge von disharmonischen unterscheiden. Dieses Harmoniebedürfnis ist auch in der Psyche verankert.
Ganzheitliches Gesundheitssystem
Die Angewandte Musik-Kinesiologie erkennt Stressmuster auf der körperlichen, emotionalen und mentalen Ebene. Sie versteht es, die ordnenden Strukturelemente der Musik (Rhythmus, Melodie, Harmonie, Klangfarbe u.a.m.) zu nutzen, um die eigene Persönlichkeit in Einklang zu bringen und die Gesundheit auf allen Ebenen in Balance zu bringen. Mit der richtigen Schwingung (Schallwellen) wird das Gehirn sozusagen auf Heilung programmiert.
Prägende Erfahrungen und Emotionen, die wir nicht richtig verarbeitet haben, speichert unser Körper langfristig auf der Zellebene ab. Dadurch tragen wir unbewusste Blockaden und Konflikte mit uns herum, die unseren natürlichen Energiefluss hemmen, unsere Lebensfreude dämpfen und auf Dauer krankmachen können. Da wir diese inneren Konflikte wortwörtlich «verkörpern», können wir über den Ausdruck unseres Körpers zum ursprünglichen Problem gelangen. Grundannahme der Angewandten Kinesiologie ist, dass wir mittels kinesiologischem Muskeltest als «Biofeedbacksystem», die im Körper gespeicherten Informationen ablesen können. Das Erlernen wirkungsvoller Selbstaktivierungs- und Korrekturtechniken ermöglicht zudem, individuell die richtigen Impulse zu setzen.
Die Dimensionen der Angewandten Musik-Kinesiologie
1. Hilfe bei berufsspezifischen Themen von Musikschaffenden, Bühnenkünstlerinnen und -künstlern
Zum Beispiel: körperliche und mentale Disposition herstellen, Lampenfieber, Prüfungsängste, Lernblockaden bei schwierigen Stellen, Auswendigspielen, Umgang mit Kritik, Stress mit Kolleginnen und Kollegen, in Orchester, Ensemble, Schule usw. Blockaden der Kreativität und Inspiration, das Verhältnis zum eigenen Instrument, Intonationsprobleme, Vorbereitung auf Wettbewerbe, Stress auf bestimmte Tonarten, Intervalle und Musikwerke, ungünstige Bewegungsmuster, Muskelverspannungen, bis hin zur Selbstdarstellung, Marktwert und Selbstmanagement.
2. Impulse für den professionellen Musikunterricht
Dieser Teil richtet sich an Musiklehrpersonen in Schule, Musikschule oder an der Hochschule. Es geht darum, die eigene Arbeit zu schätzen und soll helfen, Frustrationen zu überwinden, die heute mit dem Einzel- und Gruppenunterricht in Musik ohne Zweifel verbunden sind.
Musikpädagoginnen und -pädagogen tragen, ob bewusst oder unbewusst, die Verantwortung für den Fortbestand unserer Musikkultur. Sie versuchen, Ideale, Werte und bewährte musikalische Traditionen zu pflegen und zu erhalten und deren Wertschätzung den Schülern, Schülerinnen und Studierenden zu vermitteln. Dieser Versuch ist oft mühsam und mündet bisweilen in Resignation.
Hier mögen die Impulse aus der Angewandten Musik-Kinesiologie mit verschiedenen integrativen und kreativen Übungen dazu dienen, die Motivation des Lehrenden sowie des Lernenden zu fördern.
3. Neuer Berufszweig in den die Heilung unterstützenden Therapieformen
Hier werden die Elemente der Musik in Verbindung mit Kinesiologie im therapeutischen Bereich eingesetzt (aktives Musikhören) und wir befassen uns mit Fragen wie: Welches Instrument kann heilsam wirken, welcher Dreiklang, welches Musikstück aus welcher Epoche?
Die klassische Musik hat sich diesen Bereich bisher noch nicht erschlossen. Dabei wird gerade die harmonisierende und heilende Kraft der sogenannten «Klassik» in Zukunft eine grosse Bedeutung bekommen. Die harmonikalen Gesetzmässigkeiten dieser Musik entsprechen den universellen Lebensgesetzmässigkeiten, in die wir alle eingebunden sind. Deshalb beschreitet man mit der Angewandten Musik-Kinesiologie natürliche Heilungswege und setzt sich dabei mit den Krankheits- und Heilungsprinzipien der Miasmen auseinander, welche sich während eines ganzheitlichen Heilungsprozesses abspielen.
Einen Schwerpunkt bildet dabei auch die typengerechte Atemenergetik, da sie unseren Lebensrhythmus bestimmt. Über den Atem steuern wir all unsere Lebensfunktionen wie Kreislauf, Stoffwechsel, Motorik, Sinneswahrnehmung und Gehirnfunktionen.
Die richtige Art und Weise der Kommunikation bestimmt heutzutage über Erfolg und Misserfolg unseres Tuns. Wichtige Impulse, wie wir authentisch und klar mit unserem Umfeld interagieren können, erhalten wir über die Testung des individuellen Lern- und Wahrnehmungstypus nach der berühmten Verhaltensforscherin Dawna Markova.
Weitere Themen der Angewandten Musik-Kinesiologie sind: Erfahren des eigenen Lebenstons (mit welchen Themen komme ich immer wieder in Resonanz?), die Heilkraft der Musik gezielt nutzen, Zeitmass und Heilung, Klang und Farben, ungünstige Verhaltensmuster erkennen und ablösen, Umgang mit Kritik, Lebensharmonie und Tonarten sowie zahlreiche ganzheitlich orientierte Tipps zur Gesundheitsförderung (Organ-Konflikt Heilung), im Speziellen bei chronischen Leiden.
4. Ein musikalischer Weg zur Spiritualität
Wer sich schon einmal von Musik hat «verzaubern» lassen, wer sich einmal selbst vergessen hat im Erleben der Musik und tief berührt aus dieser Erfahrung wieder aufgetaucht ist, der hat eines der grössten Geheimnisse der Musik erahnt: Sie hat die Kraft, uns in andere Dimensionen des Erlebens zu entrücken, uns auf eine höhere Schwingungsebene zu bringen.
Aus der Sicht der Angewandten Musik-Kinesiologie ist der Mensch mehr als nur eine biologische Maschine, die denkt und fühlt; der Mensch ist in erster Linie ein geistiges Wesen. Die Angewandte Musik-Kinesiologie möchte alle Ebenen, die körperliche, emotionale, mentale und spirituelle im Menschen wieder vereinen.
Im Bereich der «esoterischen Kunst» und im Bereich der Popkultur ist eine solche Verbindung – wenn oft auch auf seichtem Niveau – bereits zu finden. Klassische Musikerinnen und Musiker, die sich mit Spiritualität beschäftigen, stehen heute oft noch alleine da und werden oftmals von ihren Kolleginnen und Kollegen als sonderlich betrachtet. Die Angewandte Musik-Kinesiologie möchte einen Impuls geben, klassische Musik und Spiritualität zu verknüpfen. Viele grosse Komponisten waren spirituell orientiert, äusserten sich auch darüber und es ist keineswegs so, dass es nur eine östliche oder ostasiatische Tradition diesbezüglich gibt. Dies ist wichtig zu betonen, denn viele gute Anregungen kommen aus dem Osten, was uns oft die eigene Kultur vergessen lässt.
Der amerikanische Präventivmediziner und Psychiater John Diamond schreibt in seinem Buch Lebensenergie in der Musik: «Die Funktion der Musik bestand von allem Anfang an in der geistigen Erbauung des Hörers, in der Stärkung seiner Lebensenergie. Wir wissen alle, dass die Musik diese Kraft hat und doch denken wir selten daran, wenn wir musizieren, wenn wir ein Konzert besuchen oder wenn wir eine CD kaufen; oder wir haben den eigentlichen Grund für die Existenz von Musik vergessen.»
Praktische Fallbeispiele
1. Lampenfieber einer Pianistin
Eine Klientin, die 44-jährige Pianistin K. aus der ehemaligen DDR, erzählte mir von den Erziehungsmethoden, die sie in der Schule für musisch begabte Kinder «genossen» hatte. Diese Massnahmen hatten zur Folge, dass sie schon im Alter zwischen 8 und 12 Jahren «verstummte». Im Internat gab es keine Privatsphäre und keine vertrauenswürdigen Bezugspersonen. Sie und alle Kinder wurden nur nach Leistung bewertet und zum Teil auch misshandelt. So kam es bei K. dazu, immer mehr Lust dabei zu empfinden, sich zu quälen – beim Üben und Musizieren.
Sie las mit 12 Jahren bevorzugt Erwachsenenromane über Sklavinnen und identifizierte sich mit den Figuren. Seit der Pubertät litt sie mehr und mehr unter Lampenfieber beim Vorspielen. Nach ihrer Emigration in den Westen spielte K. zehn Jahre lang kein Klavier mehr. Nach dieser Pause fing sie wieder an zu üben. Musik machte ihr wieder Freude. Sie gab auch wieder Konzerte – wenn da nur nicht das grosse Lampenfieber wäre!
Bei der ersten Sitzung zeigte sich schon bei den Vortests (Vorbereitung klarer Muskelfunktionen), dass sie «linkshirnig» an die Dinge heranging. Deshalb machte ich zuerst etliche kinesiologische Integrationsübungen mit ihr, damit sie im Körper spürte, was es heisst, in der Mitte zu sein. Ich gab ihr die Hausaufgabe, diese Übungen vor und nach dem Üben durchzuführen.
Dann testeten wir zum Thema Lampenfieber Begriffe aus dem Verhaltensbarometer aus. Zum Begriffspaar «still – vernachlässigt» kam eine Altersrückführung mit den Stufen 41 – 21 – 16 – 12 – 8 – 6 hinzu. Wir führten eine Stressablösung mit dem Thema «still – vernachlässigt» auf allen Altersstufen durch. So schlossen wir die erste Sitzung ab.
Beim zweiten Termin wurde, da K. kurz vor einem Konzert stand, eine so genannte «Terminbalance» mit zwölf Muskeln durchgeführt. Die Klientin dachte an ihr Konzert, während ich die den Meridianen zugeordneten Muskeln testete. Es zeigte sich eine Milz-Pankreas- und Kreislauf-Sexus-Überenergie sowie eine Unterenergie bei Blase und Dickdarm. Da der Blasenmeridian als Ursache Unterenergie anzeigte, aktivierten wir zunächst die dazu gehörigen neurolymphatischen und neurovaskulären Zonen. Dann folgte ein emotionaler Stressabbau (ESA) mit den zum Blasenmeridian gehörenden Entsprechungen wie Frieden, Stöhnen, Wasserelement, die wir mit dem Konzert in Zusammenhang brachten.
K. begann sich wohlzufühlen bei der Vorstellung, wieder auf der Bühne zu musizieren und bewusst mit dem Publikum durch Musik zu kommunizieren (Wasserelement).
Wenige Tage nach ihrem Konzert erzählte sie freudenstrahlend über ihren Auftritt. Sie habe sich wohlgefühlt und erstmalig in ihrem Leben Gratulationskarten von Konzertgästen erhalten. Eine wichtige Erkenntnis war, dass man seine Vergangenheit nicht verurteilen soll, egal wie sie ausgesehen hat. Das Leben findet jetzt statt. Nicht in der Vergangenheit, nicht in der Zukunft. Die Kollegin zeigte mir, wie wichtig es ist, seine Vergangenheit ins jetzige Leben zu integrieren, um sich wieder frei bewegen zu können. Jahre später erhielt ich von K. folgendes Feedback: «Ich danke Dir herzlich für die allumfassende Arbeit an der Seele und am Körper. Es gibt keine Worte, die annähernd meine Begeisterung und Dankbarkeit ausdrücken können.»
2. Wenn Zähne erzählen könnten …
Anfang Jahr kontaktierte mich Klient B. mit der Frage, ob ich ihm bei seinen Zahnschmerzen helfen könne. Er ist ein sehr engagierter Leiter eines pädagogischen Institutes. Ich erfuhr, dass er nicht nur beim Essen (Äpfel und anderes Obst), sondern auch beim kräftigen Einatmen, starke Zahnschmerzen habe. Das wurde auch bei seinem Spiel auf der Oboe zunehmend störend. Er war bereits bei allen möglichen Zahnärzten und Spezialisten gewesen, ohne den geringsten Erfolg. Im Vorgespräch erwähnte er, dass er häufig von seiner Arbeit überfordert sei, besonders bei zähen Verhandlungen mit Behörden und Vertretern aus Politik und Wirtschaft. Abends könne er schlecht abschalten könne.
Als ganzheitlich denkender Therapeut sind Zähne für mich mehr als nur Kauwerkzeuge. Mit dem Mundraum und den Zähnen offenbart sich für jeden sichtbar – wenn man die «Sprache der Zähne» entschlüsseln kann – der Zustand des gesamten Systems Mensch. Zahngeschichten offenbaren uns einen Prozess und keine Akut-Geschehnisse, sondern systemische Gegebenheiten, langanhaltende Stresszustände etc. Sie melden sich laut Christian Kobau immer dann, wenn an unseren Grundfesten gerüttelt wird. (Christian Kobau ist zwischenzeitlich leider verstorben, er war Facharzt für Zahn- und Kieferheilkunde sowie praktizierender Arzt in Klagenfurt, Österreich, und hat umfangreiche ganzheitliche Betrachtungen im Bereich der Zahnheilkunde vorgelegt.)
Ich entschloss mich, zunächst über den Muskeltest das Stressmuster von B. zu erkennen. Dazu wählte der Klient die Affirmation: «Wenn ich selbständig arbeite, bin ich entspannt, konzentriert und zielstrebig.»
Die erste Behandlungsphase dient der Bestandsaufnahme, wo im Energiesystem Stressoren mittels schwacher Indikator-Muskeln auftauchen. Diese Schwachanzeigen trage ich als Minus auf dem Meridianrad ein. Der nächste Schritt besteht darin, über den Muskeltest herauszufinden, welche Anzeige eine Unterenergie und welche eine Überenergie bedeutet. So wie in der Traditionellen Chinesischen Medizin wird auch in der Kinesiologie das Augenmerk auf die Behandlung der Unterenergie gerichtet. Bei der ersten Sitzung zeigten bei meinem Klienten auf dem Meridianrad an: Milz, Blase, Niere – Unterenergie; Herz, Leber – Überenergie.
Nach der kinesiologischen Regel, dass die nach einer Überenergie folgende nächste Unterenergie die zu behandelnde Störgrösse ist, folgt die zweite Phase des Tests. Hier teste ich entweder auf Stressanzeige oder auf positive Anzeige aus, welche Heilimpulse für die Unterenergie (in diesem Beispiel die Blase) bzw. für das Stressmuster insgesamt in Frage kommen. Beim Blasenmeridian haben wir das Element Wasser mit dem Stressfaktor Angst. Das Wasserelement insgesamt hat wiederum mit dem Thema Kreativität, Sicherheit/Unsicherheit zu tun. In der Musik gibt es viele Werke, die diesem Element gewidmet sind, denken wir z. B. an die Wassermusik von Händel, die Moldau von Smetana oder das Forellenquintett von Schubert.
Über die Korrektur der angezeigten Meridiane durch die Berührung der neurolymphatischen Zonen und neurovaskulären Punkte sowie das Halten der Anfangs- und Endpunkte der Meridiane konnten wir den Energiekreislauf stabilisieren. Während dieser ersten Korrekturmassnahme lief die zuvor ausgetestete Musik – nämlich das Klaviertrio in g-Moll op. 15 von Smetana. (Dur-Tonarten sind generell immer nach aussen gerichtet, Moll-Tonarten haben immer mit unserer Innenwelt zu tun). So wurde mein Klient schon auf sein Thema eingestimmt. Anschliessend führte ich ein Emotional Stress Release (ESR) durch, bei dem wir auf seine Affirmation eingingen und diese positiv integrierten.
Eine ESR oder ESA ist ein höchst kreativer Akt des Therapeuten, sich vollkommen zurückzunehmen und bei gleichzeitiger höchster Aufmerksamkeit den Klienten in einen leichten Alpha-Zustand zu versetzen, so dass dieser seine Bilder, Farben und so seine Symbolwelt aktivieren kann.
Am Kopf befinden sich viele Energiepunkte unserer feinstofflichen Existenz. Einige von ihnen haben sich als ideal erwiesen, ein Stressfeld im Gehirn zu aktivieren und einen Stress oder eine Blockade abzulösen. Durch das Berühren des Hinterkopfes und der Stirn schalten wir gewissermassen das limbische System (Emotionszentrum) im Gehirn aus, so dass wir ein Problem, so wie es ist, ohne Einmischung von emotionalen Reaktionen, betrachten können.
Die Berührung am Hinterkopf löst die Erinnerung an ein Bild aus. Die Berührung der Stirn (Vordere Stirnlappen) aktiviert das zukunftsorientierte Denken und Handeln. Der Tester merkt die Aktivierung eines Stressfeldes daran, dass die Schädelteile anfangen zu schwingen. Der Kopf wird heiss, der Klient kann zu schwitzen beginnen. Die Ablösung des Stresses merkt der Tester daran, dass der Kopf ruhig und kühl wird. Je sensitiver wir mit unseren Händen arbeiten, umso deutlicher nehmen wir wahr, was in unserem Energiepartner (= Klient) abläuft. Wollen wir den ständigen Informationsfluss, den wir senden und empfangen, nicht alle in der Intuition, dem Fühlen und Ahnen überlassen, müssen wir uns der bedeutendsten Fähigkeit des menschlichen Gehirns anvertrauen, dem Denken in Bildern.
Mit dem Halten der Stirnbeinhöcker und der Hinterhauptlappen ziehen wir die Energie in den Teil des Gehirns, den wir als Zone für bewusstes assoziatives Denken (ZBAD) kennen. Diese Gehirnzone ermöglicht es uns, neue Wege im Umgang mit Situationen zu finden und sie arbeitet – wie gesagt – ohne Emotion. Die Hinterhauptlappen sind für den visuellen Bereich wichtig, haben mit Licht zu tun und arbeiten ebenfalls ohne Emotion. Wir fassen uns ja öfters an die Stirn, wenn wir nachdenken, und oft geht uns dann ein Licht auf. Halten wir nun diese beiden Zonen, dann wirkt das beruhigend und zentrierend. Wir können Situationen in neuem Lichte sehen, indem wir uns in einen Alpha-Zustand begeben. In diesem Alpha-Zustand ist es ein Leichtes, mit geschlossenen Augen in unsere Innenwelt einzutauchen und uns innere Bilder mit entsprechenden Sinnesinputs vorzustellen.
Der ganze Vorgang der emotionalen Stressablösung sollte sanft geschehen, was in den meisten Fällen auch passiert. Es ist nicht nötig, nochmals all unsere Traumata durchleben. Unsere Bilder können wir selbst erschaffen und ändern. Wir müssen uns klar darüber sein, dass alles, was das Gehirn speichert, nichts als Energie ist, die sich in Bildern und Wahrnehmungen ausdrücken kann.
Etwa einen Monat später erschien B. zur zweiten Sitzung. Er sagte mir, seine Symptome hätten sich wesentlich gebessert und er verspüre nur noch in den hinteren Zähnen Schmerzen. Diesmal testete ich das Farb-Ton-Barometer aus. Dabei zeigte Orange mit Stress an. In der ESR fiel B. zum Thema Orange Aggression ein. Über dieses Thema kamen wir auf seinen Arbeitsort zu sprechen. Vor allem eine grosse Yucca-Palme brachte ihn in Rage. Er stellte sich vor, diese Pflanze aus dem Raum zu entfernen, obgleich er sich beim Einrichten des Raumes ausgerechnet diese Pflanze ausgesucht hatte! Nach diesem «Pflanzenopfer» fielen B. noch einige Mitarbeiter ein, die ihn nervlich belasteten.
Zur Stressablösung dieser Thematik entschloss ich mich, mit dem Intervallbarometer (zeigt die Spannungsverhältnisse zwischen zwei Einzeltönen an) zu arbeiten. Dabei zeigte die Sexte an (Gabe der Inspiration, Gefühle mitteilen). Als Symbol für die Integration des Intervalls zeigte das Wort «Ferne» an. Nachdem B. wiederum unter ESR erkannt hatte, wie er sich emotional mitteilen könnte und die «Ferne» als «Weite» vor seinem geistigen Auge erschien, beendeten wir diese Balance. Schon nach kurzer Zeit meldete sich B. und teilte mir mit, er habe keine Zahnschmerzen mehr. Er könne essen und trinken, was er wolle.
Die Erfahrung zeigt mir und dem Klienten: Wenn wir bereit sind, Verantwortung für die eigene Gesundheit und das Leben zu übernehmen, erkennen wir auch die Lösung. Sie liegt in uns selber. Die Fachärzte haben in diesem Fall in der Aussenwelt nach Lösungen gesucht. Zum Beispiel: alle Amalgamfüllungen entfernen, Zähne ziehen, Schmerzmittel geben usw. Doch der Klient fand seine Lösung durch eine Innenschau, zu der ich zwar Impulse gab, aber keine vorgefertigten Anleitungen.
3. Gruppenharmonisierung
Drei junge Frauen kamen in meine Praxis: ein Klaviertrio (Klavier, Violine, Cello). Ich lernte sie bei einem meiner Lampenfieber-Seminare kennen. Während des Seminars zeigte sich, dass nicht das Lampenfieber das eigentliche Thema des Trios war, sondern gelegentliche Spannungen während der Probenarbeit. Die drei jungen Damen kommen ansonsten gut miteinander aus. Dennoch gab es immer wieder Unstimmigkeiten, was sich auf die Konzerte auswirkte. Ich hörte mir einen Satz aus dem Klaviertrio von Fauré an. Dabei wurde mir klar, dass die Aufgabenverteilung innerhalb der kleinen Gruppe zu ungenau ist. Zunächst musste jeder Musikerin klar werden, welche Qualitäten sie mitbringt.
Der erste Schritt war, den Atemtypus der Musikerinnen festzustellen. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen dem solaren oder Ausatemtyp und dem lunaren oder Einatemtyp. Die Qualitäten des solaren Typus sind unter anderem: das gebende Prinzip, die Führung des Tones, zum Beispiel kurze, kraftvolle Einsätze, der detailorientierte Blick und die visuelle Wahrnehmung. Die Qualitäten des lunaren Typus sind zum Beispiel: das aufnehmende Prinzip, die Hellfühligkeit, die bewegliche konstante Kraftverteilung und Arbeitsweise, der Blick für das Ganze.
Bei diesem Klaviertrio war die Pianistin lunar, die Violinistin solar, die Cellistin lunar. Bei der Beobachtung ihres Zusammenspiels fiel mir auf, dass die Violinistin sehr scheu ihre Einsätze gab. Sie hörte mehr auf die anderen, auch wenn sie gerade eine führende Stimme zu spielen hatte. Die lunare Cellistin hingegen wartete oft gespannt auf Zeichen der Geigerin, die aber nur zögerlich kamen. So begann die Cellistin, die Führungsrolle zu übernehmen. Die Pianistin nahm intuitiv das Ungleichgewicht in der Gruppe wahr. Sie versuchte durch ihr Spiel zu vermitteln, war aber dadurch zu wenig bei sich. Zudem klagte sie über kalte Hände.
Ich machte der Geigerin bewusst, dass sie ihre Führungsrolle dort, wo es möglich ist, auch übernehmen kann. Sie versuchte es und brach in Tränen aus, da sie genau davor auch im Alltag Angst hat. Wir führten eine kurze Stessablösung (ESA) auf das Thema «Führungsqualitäten» durch. Dabei merkte sie, welch starke Energie sie über ihre Augen und ihren Blick vermitteln kann. Die lunare Cellistin ermunterte ich, eine lunare Sitzhaltung einzunehmen (entspanntes Kreuzbein, Kopf hochhalten, beweglich bleiben). Sie sollte einfach das aufnehmen, was an Zeichen von der Geigerin kommt. Mit der Pianistin führte ich eine kurze Zentrierungsübung durch, da sie ja auch das Zentrum des Trios bildet. Dann zeichnete jede Spielerin mit genauen Vorgaben zu ihrer Rolle ein kleines Bild von sich. Wir schoben die Bilder auf dem Boden zu einem gemeinsamen Bild zusammen. Ich ermunterte die drei Damen, Ergänzungen nach Belieben mit Buntstiften hinzuzufügen, bis ihnen das Gesamtbild gefiel.
Nachdem dies alles als stimmig empfunden wurde, spielte das Trio mit dem verinnerlichten, farbigen Bild nochmals das Musikstück. Es war nicht wiederzuerkennen. Auch die Gesichter der Musikerinnen drückten die ganze Schönheit der Musik aus, die sie spielten.
Neues Konzept
Das neu erarbeitete Konzept der Angewandten Musik-Kinesiologie von Wenzel Grund basiert auf der ursprünglichen Musik-Kinesiologie (MK), die 1991 von Rosina Sonnenschmidt und Harald Knauss von Musikerinnen und Musikern für Musikerinnen und Musiker ins Leben gerufen wurde.
Seit 1994 führt Wenzel Grund mit seiner Frau Marianne Grund eine Beratungs- und Therapiepraxis für Musikerinnen und Musiker. Seit 2003 setzt Wenzel Grund als zertifizierter MK-Instruktor im gesamten deutschsprachigen Raum das Werk der Begründer der MK fort. Er bildet auch selbst Musik-Kinesiologinnen und -kinesiologen aus.
Auf dieser Basis entwickelte er aufbauend auf seinem reichen Erfahrungsschatz und seinen Erkenntnissen aus der täglichen Praxis die «Angewandte Musik-Kinesiologie», welche die ganzheitliche Wirkung von Musik auf das Energiesystem des Menschen erfahrbar machen soll. Gleichzeitig geht es aber bei dieser praxisorientierten Methode weiterhin um den stressfreien, kreativen und erfolgreichen Umgang mit dem Musiker- und Musikerinnenberuf mit all seinen Facetten.
Mehr Infos zu Ausbildung und Infoabenden
Weitere Artikel von Wenzel Grund:
Krankheit als musikalisches Problem
Ausbildung zum Holistic Artist Coach