Drama und Oper

Beim diesjährigen Othmar Schoeck Festival (OSF) dreht sich vieles um den Librettisten Armin Rüeger.

Herzstück des Festivals vom 9. bis 11. September ist die Puppenspiel-Performance Oh
Du Narr!
von Lutz Grossmann
im Atelier des Geburtshauses von Othmar Schoeck in Brunnen. Rückwärts gelesen versteckt sich hinter diesem Titel Don Ranudo, der Protagonist von Schoecks gleichnamiger Oper, deren Libretto von Armin Rüeger stammt. Grossmanns Ensemble nähert sich dem Menschen Othmar Schoeck in seinem Spiel mit Artefakten und Kuriositäten des Künstlerhauses und Musik aus den Schoeck-Rüeger-Opern.

Armin Rüeger (1886–1957) war weit mehr als Apotheker und Textdichter. Er zeichnete, malte, entwarf Plakate und Handzettel, engagierte sich fürs Marionettentheater und ganz allgemein für die Ostschweizer Kulturszene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Auf der Grundlage von bisher unveröffentlichtem Material kuratiert das OSF zusammen mit dem Historischen Museum Bischofszell eine Ausstellung, die ihn aus dem Schatten Othmar Schoecks herauslösen will. Denn Rüeger vermochte als Autor mehrerer Festspiele und Marionettenstücke mit seinen Libretti den ausufernden Bild- und Klangfantasien Schoecks einen dramaturgischen Rahmen zu geben, der diese überhaupt erst für die Bühne adaptierbar machte.

Im Symposium Balzac auf der Opernbühne, das in Zusammenarbeit mit dem Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich im Künstleratelier stattfinden wird, kommt Schoecks/Rüegers Massimilla Doni im Umfeld anderer Balzac-Opern des 20. und 21. Jahrhunderts zur Sprache.

Inga Mai Groote, Erich Keller und Alex Ross, live zugeschaltet aus Los Angeles, erörtern im Podium Kunst und Politik im 20. Jahrhundert den historischen und politischen Kontext von Schoecks Wirken, ein Thema, das für das OSF auch in Zukunft wichtig bleiben wird.

Jedes Jahr bringt das OSF eine Uraufführung. Das Mondrian Ensemble interpretiert neben
Dieter Ammanns Après le silence und Gehörte Form ein neues Werk von Felix Nussbaumer, der am OSF 2021 im Rahmen von Ammanns Podium futur composé bereits eine Streichquartett-Skizze vorgestellt hat. Als Kontrast dazu erklingt im gleichen Konzert Schoecks Liederzyklus Gaselen. Wegen der aussergewöhnlichen Besetzung ist er selten live zu hören. Weit fortgeschrittene Studierende der Hochschule Luzern – Musik erarbeiten den Zyklus in einem Kammermusikmodul bis zur Konzertreife.

In den ehemaligen Telefonzellen des Bahnhofs Brunnen schliesslich werden Reisende ab dem 2. September mit einer Installation von Mali Lazell begrüsst: Geister | Fallend in die Höhe kombiniert Fotos vom OSF 2016 mit einer Soundcollage von Rolf Simmen.

Wie schon letztes Jahr wird auch wieder ein Begleitbuch zum Festival erscheinen.

 

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