200. Geburtstag von Joachim Raff

Dieses Jahr feiert die Joachim-Raff-Gesellschaft ihr 50-jähriges Bestehen und gleichzeitig den 200. Geburtstag des Lachner Komponisten mit über fünfzig Konzerten, zahlreichen Publikationen, einer Ausstellung und einem Symposium.

Joachim Raff 1856. Bild: JRG/Carlo Stupia

Am 27. Mai 2022 jährt sich Joachim Raffs Geburtstag zum 200. Mal. Er gehörte im 19. Jahrhundert zu den meistgespielten Komponisten, erhielt 1872 gleichzeitig mit Franz Liszt und Richard Wagner die Ehrenmitgliedschaft der New Yorker Philharmoniker und wurde damals in einem Atemzug mit Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy genannt.

Ende Oktober 1972 wurden die Joachim-Raff-Gesellschaft (JRG) gegründet und das Joachim-Raff-Denkmal am gleichnamigen Platz in den Seeanlagen von Lachen eingeweiht. Seit dieser Zeit hat sich die JRG bemerkenswert entwickelt. Die damals 60 Mitglieder zählende Gesellschaft ist inzwischen auf beinahe 250 Beteiligte angewachsen. Ihre Zusammensetzung ist international und reicht bis nach Japan. Die damaligen Vereinsziele gelten noch heute, und das Förderwerk zeigt deutliche Früchte. Nicht nur konnte inzwischen in Lachen der von Beginn weg gehegte Wunsch nach einem öffentlichen Archiv im Jahre 2018 erfüllt werden, auch die weiteren Ziele der Gesellschaft sind in bedeutender Weise realisiert.

Jubiläumskonzerte und Aufnahmen

Allein in Lachen und Umgebung sind 2022 rund fünfzehn Konzerte vorgesehen. Herausragend dabei die Anwesenheit der weltbekannten Gewandhauschöre aus Leipzig. Am 26. Mai, dem Vortag von Raffs Geburtstag, kann sich Lachen rühmen, ein schweizweit einzigartiges Konzert durchführen zu dürfen. Aufgeführt wird in der Lachner Pfarrkirche Raffs Oratorium Welt-Ende – Gericht – Neue Welt. Das Gewandhaus gehört zu den renommiertesten Konzerthäusern weltweit. So berühmte Namen wie Felix Mendelssohn Bartholdy, der als erster bedeutender Förderer von Joachim Raff gilt, Wilhelm Furtwängler, Kurt Masur, Herbert Blomstedt oder auch Ricardo Chailly waren Kapellmeister dieses 1743 gegründeten Orchesters. Auch die Gewandhauschöre blicken auf eine über 150-jährige Tradition zurück. Ihr heutiger Leiter, Gregor Meyer, der sie seit 2007/08 führt, wird auch in Lachen dirigieren. Eine CD-Aufnahme ist geplant und wird dieses Ereignis festhalten.

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Geburtsstätte des Komponisten und Sitz des Joachim-Raff-Archivs in Lachen. Foto: Carlo Stuppia

Weitere Konzerte sind vorgesehen mit den Basler Madrigalisten, der Pianistin Galina Vracheva, der in London lebenden bekanntesten Raff-Interpretin Tra Nguyen, der Musikwissenschaftlerin und Pianistin Andrea Wiesli mit ihrem Trio Fontane, dem einheimischen Sinfonie Orchester des Kantons Schwyz (SOKS), Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste sowie einem jungen Opernensemble, das die Oper Die Eifersüchtigen als schweizerische Erstaufführung produzieren wird.

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Bild: JRG

Die JRG ist an vielen weiteren Konzerten im Inland mit Dienstleistungen beteiligt, etwa bei Murten Classics, und im Ausland, z. B. in München, Weimar, Köln, Salzburg, Dresden und Leipzig. Eine Welturaufführung wird es in Weimar mit der szenischen Aufführung von Raffs Samson, einem Musikalischen Trauerspiel in fünf Akten, geben. Am 11. September wird dieses Opernerlebnis im dortigen Deutschen Nationaltheater stattfinden.

Der Lachner Verein will sich zudem an rund zehn Aufnahmen für elektronische Medien beteiligen. Die Basler Madrigalisten nehmen geistliche und weltliche A-cappella-Werke von Raff auf und die Innerschweizer Kulturpreisträgerin Graziella Contratto plant, das bisher noch gar nie aufgeführte Musikdrama Samson konzertant einzuspielen. Auch das erwähnte Oratorium Welt-Ende – Gericht – Neue Welt wird auf CD erhältlich sein. Diverse schweizerische und ausländische Ensembles veröffentlichen zum Teil noch nie eingespielte Raff-Werke. Das berühmte Leipziger Quartett und das schweizerische EnsembLesAlpes, das kürzlich in Lachen auftrat, widmen sich Aufnahmen mit Raffs Kammermusik.

Forschung und Ausstellung

Die grösste, in Deutschland erscheinende musikwissenschaftliche Fachzeitschrift, die Tonkunst, jubiliert mit einem eigenen Themenheft über den Lachner Komponisten. Namhafte nationale und internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler publizieren verschiedene Aufsätze und ermöglichen einen weiteren Erkenntnisgewinn über das Schaffen von Raff. Zudem wird ein neues Schwyzer Heft sich mit den Schweizerreisen, die Raff nach seiner Emigration nach Deutschland unternahm, befassen. Besonders spannend dürfte dabei der integrierte Briefverkehr mit seinen Angehörigen sein. Er berichtet in vielen Briefen über die Reiseerfahrungen des aufkommenden Tourismus in der Schweiz der 1850er-Jahre. Viel des Erlebten floss in seine Klavierkompositionen ein.

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Musikautograf von Joachim Raff. Bild: JRG/Carlo Stuppia

Weil 2022 gleichzeitig das 50-Jahr-Jubiläum der Joachim-Raff-Gesellschaft gefeiert wird, veröffentlicht sie eine Jubiläumsschrift zu ihrem bisherigen Wirken ab 1972. Gegen 200 Konzerte und weitere Anlässe organisierte die Gesellschaft seit dieser Zeit in Lachen und Umgebung. Auch in den Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz wird sich ein Aufsatz des Rapperswiler Historikers Basil Vollenweider mit Raffs ersten Jahren in Lachen und Umgebung beschäftigen. Man darf hier gespannt sein, welche neuen Erkenntnisse über Raffs Wirken in seiner Heimatgemeinde zu Tage gefördert werden.

Des Weiteren ist im September ein wissenschaftliches Symposium in Lachen geplant, es erscheinen neue Notenausgaben und Yvonne Götte kuratiert eine Ausstellung zum Thema «Unterwegs mit Joachim Raff im Alpenraum».

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