400 Jahre Oratorienchor St. Gallen

Am 2. Januar 1620 gründeten acht musikbegeisterte Gymnasiasten das collegium musicum civitatis sangallensis. Damit beginnt die 400-jährige Geschichte des ältesten Konzertchors der Schweiz.

«leges», die ersten Statuten der Chorgründer. Fotos: zVg,,SMPV

«Am zweiten Jänner 1620 tobte im Hochtal der Stadt St. Gallen ein wilder Schneesturm.» So beginnt der Bericht über die Gründung in einer Jubiläumsschrift zum 300-jährigen Bestehen des Chors. Die romantisch-dramatische Naturbetrachtung des damaligen Chronisten J. Heim führt in die geheizte Stube von Zacharias Büngier, der seine sieben Freunde empfängt. Sie stimmen ihre Instrumente und beginnen mit einem Choral, «der den im Gange zuhörenden Mägden und Hausleuten grosse Freude macht, ihre Herzen höher schlagen lässt und die trüben Wintergedanken verscheucht …». Die acht Jünglinge beschliessen, sich täglich zum Musizieren zu treffen und geben sich «leges», was etwa heutigen Statuten entspricht. Seit damals kann der Chor sein Bestehen über mehr als 15 Generationen von Sängern und später auch Sängerinnen nachweisen.

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Das Jubiläumsjahr wird mit verschiedenen Anlässen begangen:

Am 20. Januar wurde das 204-seitige Buch aussergewöhnlich – lebendig – verankert. 400 Jahre Oratorienchor St. Gallen vorgestellt, das die Chorgeschichte in den Kontext von Musikentwicklung und Wandel der Stadt rückt. Die Buchvernissage fand in der St. Laurenzenkirche statt, wo seit mehr als 160 Jahren die traditionellen Palmsonntagskonzerte durchgeführt werden.

An den Konzerten vom 4. und 5. April erklingt neben dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms die Uraufführung einer Jubiläumskomposition: Im Auftrag des Oratorienchors vertonte der St. Galler Komponist Alfons Karl Zwicker zwei Gedichte von Nelly Sachs, deren Todestag sich 2020 zum 50. Mal jährt. Das Werk trägt den Titel: Ohr der Menschheit, würdest du hören?

Vom 7. September bis 2. Oktober zeigt eine Ausstellung im Vadiana-Gebäude eine reiche Sammlung an Archivalien und Gegenständen, die sich in vier Jahrhunderten angesammelt haben. Im Rahmen der Ausstellung spricht der Musikwissenschaftler Emanuel Signer am 18. September zum musikgeschichtlichen Stellenwert des Oratorienchors St. Gallen, der den Vortrag musikalisch umrahmt.

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