Konzertchor Luzern mit neuer Leitung

Er könnte der Sohn der meisten Chormitglieder sein. Knapp 33 Jahre alt ist Philipp Klahm und hat bereits zehn Jahre Erfahrung in Chorleitung. Vor allem aber weiss er, wie er die 120 Sängerinnen und Sänger des Konzertchors Luzern begeistern kann.

Philipp Klahm. Foto: zVg,SMPV

Philipp Klahm versteht sich als Chorleiter und als Pädagoge für die Stimmen. Mit einem Chor zu «arbeiten», heisst für ihn insbesondere auch «an der Stimme» arbeiten. Die Stimme ist für ihn etwas Einzigartiges. «Jeder Mensch hat seine eigene Stimme. Diese im Chor zum Klingen zu bringen, braucht Mut.» Als Chorleiter findet er es spannend, Stimmen zu formen, die Sängerinnen und Sänger zu packen, zu motivieren, damit ihre Stimmen aufblühen und miteinander harmonieren. Es sei das, was auch das Publikum schätze: «Es ist so schön, einen sauber gesungenen Dur-Akkord zu hören und auf sich wirken zu lassen.»

Heute wohnt Klahm in Konstanz. Aufgewachsen ist er im beschaulichen Calw, der Geburtsstadt von Hermann Hesse in Baden-Württemberg. Mit sechs Jahren besucht er dort erstmals den Kinderchor. Er bekommt Klavierunterricht; mit neun beginnt er mit der Trompete. Er wächst sozusagen mit den Chören heran: Kinderchor, Schülerchor, Männerchor CalvVoci, den er heute leitet. Er schätzt das gemeinsame Musizieren und den sozialen Kontakt in der Stadtkapelle. Während des Gymnasiums spielt er mit seiner Trompete in diversen Formationen, von der traditionellen Blasmusik über das klassische Orchester bis hin zu diversen Jazz-Formationen wie Big Band oder Funk Band.
 

Vielseitig begabt

Es überrascht, dass Philipp Klahm an der Universität nicht Musik, sondern Germanistik und Theologie belegt. Die Musik soll intensives Hobby bleiben. «War ich um 17 Uhr daheim, dann lebte ich für die Musik.» Will heissen für die Trompete und die Chormusik. Er singt nun im akademischen Chor Tübingen Motetten und Oratorien. «Mein musikalisches Leben war spannend.» Sein Gesanglehrer rät ihm, sich für die Aufnahmeprüfung an einer Musikhochschule zu melden. Philipp Klahm besteht und beginnt das Studium der Schulmusik in Karlsruhe: Chorleitung, Gesang, Klavier und Musiktheorie. Das geisteswissenschaftliche Studium in Tübingen setzt er fort. Einen Tag ist er in Tübingen, den anderen in Karlsruhe. Schnell stellt sich heraus, dass ihn die Chorleitung und der Umgang mit der Stimme am meisten begeistern. 2011 schliesst er in Schulmusik ab, ein Jahr später auch das Studium in Tübingen. Es folgt ein Master in Chor- und Orchesterleitung an der Musikhochschule Trossingen.

Der Hochschulchor von Trossingen ist auf Oratorienliteratur spezialisiert: Klahm dirigiert Mendelssohns Elias, Strawinskys Psalmensinfonie, Bachs Matthäuspassion. Noch während des Studiums übernimmt er einen Lehrauftrag an der Universität Erfurt. Er unterrichtet Schulmusiker in Chorleitung, Stimmbildung und Dirigieren. Zusätzlich leitet er den Universitätschor mit 110 Sängerinnen und Sängern. Mit dem Master in der Tasche ist er für ein Jahr Vizedirigent und Korrepetitor bei der Basler Knabenkantorei. Seit 2016 leitet er die traditionsreichen Rottweiler Münstersängerknaben. Mit seinem Männerchor CalvVoci ist er nach wie vor eng verbunden. Das Ensemble ehemaliger Sängerknaben arbeitet auf höchstem Niveau, ist regelmässig auf renommierten Wettbewerben zu Gast und gewinnt immer wieder Preise.

Mit dem Konzertchor Luzern ins KKL

Was hat den jungen Chorleiter bewogen, den Konzertchor Luzern mit seinen überwiegend älteren Damen und Herren zu übernehmen? «So alt empfinde ich die Sängerinnen und Sänger gar nicht.» Diplomatie oder veritable persönliche Einschätzung? Seine Antwort geht weiter. «Für mich war es die spannende Frage, wie ist es, mit einem vier- bis achtstimmigen gemischten Chor zu arbeiten. Welche Literatur kann ich aufführen?» Mit seinen verschiedenen Chören deckt Klahm alle Sparten ab: Der Konzertchor Luzern interpretiert grosse Konzertliteratur, die Neuhauser Kantorei orientiert sich an der geistlichen Musik, die Rottweiler Münstersänger an der Tradition des Knabenchors, der Männerchor CalvVoci singt Zeitgenössisches. «Das finde ich so bereichernd, daraus ergeben sich immer wieder neue Projekte.»

Gegenwärtig probt Klahm für seinen ersten Auftritt mit dem Konzertchor Luzern im KKL. Er ist überrascht, wie gut der Chor vorangekommen ist: «Es klingt nach Puccini und Verdi. Der Gesamtklang ist grösser geworden, voller und runder.» Er findet die gewählten Werke grossartig. Verdis Stabat Mater enthalte alle Stimmungen von der Trauer der Mutter bis hin zur Klangfarbe des Paradieses. «Es sind schnell wechselnde Bilder: Die klangliche Umstellung ist für jeden Chor eine Herausforderung. Daneben die wundervolle Messe von Puccini mit opernhaften Melodien, die der Chor mit Lust und Freude singt.»

Aufführung

Sonntag, 21. Oktober 2018, 11.00 Uhr im KKL Luzern
 

Giacomo Puccini, Messa di Gloria
Giuseppe Verdi, Stabat Mater
 

Konzertchor Luzern
Daniel Kluge, Tenor
Konstantin Wolff, Bassbariton
Camerata Musica Luzern
Philipp Klahm, Leitung
 

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