«Annelies» – ein Oratorium, das Emotionen weckt

Die Lust, ein aussergewöhnliches Werk zu entdecken und durch die Aufführungen bekannt zu machen, stand bei Max Aeberli, dem Leiter des Teamchors Jona, im Vordergrund. Die Suche führte zum Oratorium «Annelies» von James Whitbourn.

Foto: Teamchor Jona,SMPV

«Das Werk Annelies geht unter die Haut», hält Max Aeberli im Gespräch fest, «aber trotz aller Tragik hat das Oratorium sehr viele helle und berührende Momente.» Nach dem Motto «schauʼn mer mal» habe er, notabene mit einem grossen Wissensvorsprung, das Notenmaterial den rund 80 Sängerinnen und Sängern des Teamchores inkl. ad-hoc-Chor vorgelegt. Von der vertonten Zitatensammlung aus dem Tagebuch der Anne Frank sei der Chor zwar von Beginn an sehr ergriffen gewesen, dennoch müssen vor allem Thematik und Aussagen laufend mental verarbeitet werden. «Es bringt mich zum Nachdenken, wie Menschen, gerade in grösster Not, nicht aufgeben, aus dem kleinsten Hoffnungsschimmer Kraft schöpfen, im Glauben Halt finden», führt Aeberli aus und zieht Parallelen zu den derzeitigen Flüchtlingsströmen und den Anschlägen auf unbescholtene Bürger rund um den Erdball. Gleichzeitig spielt er auf die musikalischen Sequenzen an, die das Leben der Menschen während des Holocaust im Schlimmen wie im Guten widerspiegeln.

Anspruchsvoller Part für den Chor
Max Aeberli ist sich bewusst, dass der Titel «Annelies» im ersten Moment irritiert, andererseits soll er aber neugierig darauf machen, was sich dahinter verbirgt. Der Chorleiter spricht von einem glücklichen Zufall, dass er auf das Werk gestossen ist. Vom englischen Komponisten James Whitbourn (geb. 1963) habe er im Rahmen seiner Arbeit mit dem Festivalchor Arosa eine kleine Tondichtung aufgeführt. Im Internet sei er daraufhin unter dessen Namen auf Annelies gestossen. Nach Aussage von Aeberli ist der Bekanntheitsgrad des Oratoriums hierzulande noch gering, was sich aber mit der Schweizer Erstaufführung am 19. März in der katholischen Kirche in Jona gewiss ändern wird. «Der Komponist versteht es hervorragend, die düstere Thematik zeitgenössisch zu vertonen. Annelies ist für die Singenden und Hörenden anspruchsvoll, weckt bei allen garantiert Emotionen und wird nachhaltig Gedanken anstossen.» Er spricht von einer an Vielstimmigkeit gekoppelten Schlichtheit mit wenigen Dissonanzen, die sich immer wieder aufs Schönste auflösen. Grundsätzlich wird das Werk in englischer Sprache gesungen, es beinhaltet jedoch auch wenige deutsche Passagen, wie zum Beispiel das Volkslied Der Winter ist vergangen, ich sehʼ des Maien Schein.

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