Allein mit Bach in romanischen Kirchen

Bernhard Maurer hat Bachs Cellosuiten in Kirchen rund um Thun in Ton und Bild aufgenommen und die Filme online gestellt: Helle und dunkle Klänge in hellen und dunkleren Räumen.

Bernhard Maurer spielt in der Kirche Blumenstein. Videostill

Es gibt kaum eine andere Musik, aus der so schwer Musik zu machen ist. Johann Sebastian Bachs Cellosuiten sind eine Herausforderung – und nicht wenige sind daran schon gescheitert. Viele Aufnahmen der Suiten klingen spröde, ohne Bögen, durchbuchstabiert von Ton zu Ton. Bernhard Maurer erhöht das Risiko, indem er alle sechs Suiten live einspielt. Dies nicht im Studio, sondern in mittelalterlichen Kirchen rund um Thun. «Immer wenn ich die Gelegenheit hatte, eine Bachsuite in einer romanischen Kirche zu spielen, schien es mir, dass hier der ideale Raum für diese Musik ist, auch wenn die Musik ein halbes Jahrtausend nach dem Bauwerk entstanden ist», begründet Maurer. Und so sind keine Tondokumente entstanden, sondern sechs Filme in hellen und dunkleren Kirchenräumen, die über die Website bachsuiten.ch als Youtube-Link abgerufen werden können.

Da wäre die Aufnahme der sechsten Cellosuite in der Kirche Blumenstein. Vor leeren Rängen spielt Maurer auf einem fünfsaitigen Violoncello Piccolo, 2012 erbaut von Stephan Schürch nach einem Vorbild von Nicolò Amati. Nicht so domestiziert wie das moderne Cello klingt das Instrument barocker Provenienz, dafür aber heller, vielleicht auch ehrlicher. Maurer spielt nicht nur traumwandlerisch sicher, sondern auch mit klarem, vibratoarmem Ton und einem ausgesprochenen Sinn für Klangfarben und Dynamik. Die intime Anlage, das Alleinsein in der Kirche, unterstreicht den privaten Charakter der Suiten. Verschiedene Kameraeinstellungen zeigen mal das virtuose Fingerspiel der linken Greifhand, mal den Bogen in Grossaufnahme, auch die farbigen Kirchenfenster oder die Totale mit Maurer im Mittelpunkt der Kirche. Jene bachsche Konzentration aufs Wesentliche hätte den Filmen gutgetan; manchmal wirken die Perspektivwechsel unnötig hektisch und nehmen der Musik die Ruhe.

Dunkler, auch klanglich gewohnter klingt die dritte Suite, filmisch eingefangen in der kargen Schlosskirche Spiez. Hier spielt Bernhard Maurer auf einem gebräuchlicheren Barockcello aus der Schule von Giovanni Battista Maggini. Wieder ist zu spüren, dass sich Maurer jahrzehntelang mit den Suiten beschäftigt hat. Da gibt es keinerlei Intonationsunsicherheiten, die Tempi wirken natürlich, keine Gigue, die andere schon mal zum oberflächlichen Virtuosenstück machen.

Also: Es lohnt sich, die Website zu besuchen, die nebst den Links auch gute Hintergrundinformationen bietet. Ganz furchtbar sind natürlich die bei Youtube üblichen Werbeunterbrechungen – vielleicht kann man da mal was tun und die Filme direkt auf der Seite verlinken? Gerade diese sensiblen Werke können nun wirklich keinen schreienden Kommerz gebrauchen.

bachsuiten.ch

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