Beethovens Neunte per App

Vier Einspielungen, der Blick ins Orchester und in die Partitur – die Rundum-Vorstellung für Tablet oder Handy.

Herbert von Karajan. Videostill

Unerschöpflich ist das Archiv der schon lange von der Universal übernommenen Deutschen Grammophon (DG). Und diese Unmengen von Aufnahmen scheinen auch den jüngsten Medienwechsel zu überstehen. Denn nachdem die LP auf das Abstellgleis geschoben wurde, die CD ihre besten Zeiten hinter sich hat und die DVD/Blu-ray im Musikbereich ohnehin nur marginale Anteile generierte, kommen nun die synthetischen, alles zusammen- und umfassenden virtuellen Formate. Und wie bei der CD ist es einmal mehr Beethovens Neunte Sinfonie, die sich als Mass aller Dinge per App die Welt der Klassischen Musik erobern soll …

So jedenfalls scheint es, wenn man sich das «Spielzeug» heruntergeladen hat. Vier grosse Einspielungen stehen als klingende Interpretationsgeschichte zur Auswahl: Fricsay (1958), Karajan (1963), Bernstein (1979, auch als Video) und Gardiner (1992). Da kann man munter hin und her zappen, ein grafisch animiertes Aktionsmodell des Orchesters blinken lassen, die Partitur mitlesen (entweder eine Kopistenabschrift von 1825, die ohne Seitenwender durchlaufende Bärenreiter-Ausgabe oder ein daraus generiertes Particell).

Soweit so gut, und nach einer Phase der Probierens und mancher Detailstudie landet die App dann eben doch in der Ecke. Warum? Sie ist zum einen auf ein einziges Werk begrenzt und in sich abgeschlossen, erlaubt keine eigenen Einträge – und geht letztlich doch nicht in die Tiefe. Das liegt auch an der von David Owen Norris erzählten «Story», und zwar sowohl was den Hintergrund angeht (grafisch nur als «Bleiwüste» aufgearbeitet) als auch die jeden Takt der Musik begleitenden, zwischen Analyse und Hermeneutik changierenden Erläuterungen: «Ein Moment lang wieder sanft: ein Blick zurück … und dann mit dem Kopf voran … bevor es entweder zurück an die Startlinie geht … oder weiter zum nächsten spannenden Ereignis.» Da ist dann nurmehr für ein Sprichwort Platz: Der Laie staunt, der Fachmann wundert sich.

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Beethovens 9. Symphonie, App für iPad / iPhone (deutsche Version) von Touch Press LLP, Full Experience iPad Fr. 14.00; iPhone Fr. 6.00

Demo-Video

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