Pop in Tessiner Dialekt
Eine vom Aussterben bedrohte Sprache charakterisiert die Gesangstexte von Aris Bassettis Soloprojekt «Mortòri».

Aris Bassetti ist so etwas wie die Sonne des Tessiner Musikgeschehens. Vor zwanzig Jahren formierte er mit Barbara Lehnhoff die experimentell angehauchte Rockband Peter Kernel, die noch heute nichts von der ursprünglichen Abenteuerlust verloren hat. Das eigene Plattenlabel On the Camper Records folgte wenig später. Zum heutigen Umkreis gehören nebst Lehnhoffs Alter Ego Camilla Sparksss etwa die Harfenistin Kety Fusco, die psychedelische Band Monte Mai und die yé-yé-Archäologin Julie Meletta. Mit Mortòri wagt Bassetti nun sein Soloprojekt. Ein dringlich nötig gewordenes Unterfangen, die düsteren Gefühle zu erkunden, die mit «Liebe» eben auch verbunden seien, schreibt er und nennt als Einflüsse Ornella Vanoni, Gino Paoli, Südamerika, italienisch-schweizerische Volksmusik und «Arabic Music».
Die ersten, auf einer EP zusammengefassten Resultate verraten ihre italienischen Wurzeln vor allem in den Gesangsmelodien und den Texten, die Bassetti im vom Aussterben bedrohten Tessiner Dialekt verfasst hat. Das klingt so eigentümlich, dass man fast denken könnte, er habe diese Sprache erfunden. Bei der Instrumentierung lässt Bassetti seinen experimentellen Tendenzen freieren Lauf, ohne je den Blickkontakt mit süffiger Melodik zu verlieren. So wird O’l Amur von Vibrafon- und Bass-Riff, Querflöte und hyperaktiven Bongos vorwärtsgetrieben. Bei GDC haben wir es mit einer Art (elektronischer?) Holzbläser/Cello-Kombo zu tun und La Gata hätte in einer besseren Welt das San-Remo-Festival gewonnen. Wir freuen uns auf mehr!
Mortòri: A Mort l’Amur. On the Camper Records