Kontemplative Klangreise

Auf ihrem ersten gemeinsamen Werk widmen sich der Schweizer Schlagzeuger Marcol Savoy und der französische Pianist Alfio Origlio einem Musikdialog, der sich neugierig und nuancenreich zeigt.

Alfio Origlio (li) und Marcol Savoy. Foto: Anne Colliard

Oftmals bilden Drummer zusammen mit dem Bassisten die Rhythmusgruppe einer Band und damit deren Fundament. Aus Sicht des Schlagzeugers und Komponisten Marcol Savoy geht es aber auch ganz anders: Der an der Haute Ecole de Jazz de Lausanne und am Lausanner Konservatorium ausgebildete Musiker mag es durchaus, im klanglichen Mittelpunkt zu stehen und immer wieder neue Elemente in sein Spiel mit den Jazzdrums zu integrieren. Für sein neues Album Improspections hat er sich mit dem französischen Pianisten Alfio Origlio zusammengetan, der sich unter anderem dadurch auszeichnet, Merkmale des Chansons in sein jazziges Spiel einfliessen zu lassen. Wie dem Cover des Werkes zu entnehmen ist, handelt es sich bei den 17 Tracks samt und sonders um Improvisationen. Dem Background des Duos entsprechend sind die Stücke dabei nicht nur vom Jazz, sondern auch von Weltmusik und Klassik geprägt. Gemeinsam machen sich die zwei auf die Reise in eine kontemplative Klangwelt, bei der insbesondere die Resonanzen und die Stille im Fokus stehen. Keine der Kompositionen erreicht 4 Minuten, manche bleiben sogar unter 120 Sekunden, was sie wie Momentaufnahmen wirken lässt.

Während sich die Musik in Songes vorsichtig durch eine unbekannte Traumwelt tastet, zeigt sich das anschliessende Nuits nicht nur elegischer, sondern auch zunehmend selbstsicher. Man spürt förmlich, wie der Dialog zwischen Schlagzeug und Piano an Fahrt gewinnt, sich vertieft und bisweilen verschärft und schliesslich in Stücken wie dem subtil vorgetragenen Différé oder dem zunehmend polternden Sables mündet. Was besonders grossen Hörgenuss bereitet, ist der kontinuierliche Entwicklungsprozess der Musik, die sich nie auf ihren Lorbeeren ausruht und stets neugierig bleibt. Daraus ergeben sich immer wieder neue Stimmungen und Schattierungen, mal meditativ, mal schwirrend. Fazit: Wer sich auf Improspections einlässt, wird mit knapp vierzig Minuten nuancenreicher Tonkunst belohnt.

Improspections. Marcol Savoy, drums; Alfio Origlio, piano.marcolsavoy.com

 

 

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