Fesselnde Fahrt ins Blaue
Sechs Jahre nach ihrem letzten Album veröffentlicht das zehnköpfige Luzia-von-Wyl-Ensemble seinen neusten Musikstreich «Frakmont». Ein Hörerlebnis, getragen von ungestillter Neugier.
Luzia von Wyl, geboren 1985, hat in Zürich, Bern und ihrer Heimatstadt Luzern Klavier und Komposition studiert und bringt ihre Projekte am liebsten selbst auf die Bühne. Die Künstlerin wird insbesondere mit dem sogenannten Third Way in Verbindung gebracht, einer Stilrichtung, die Jazz mit Neuer Musik verbindet.
Schon ihr Debüt Frost (2014) veröffentlichte sie gemeinsam mit ihrer Formation, dem Luzia-von-Wyl-Ensemble. Mittlerweile sind weitere Alben dazugekommen, zuletzt 2024 Frakmont. Dessen Titel spielt auf den volkstümlichen Namen des Pilatus an. Aufgezeichnet haben sie sieben Tracks 2021, inmitten der Corona-Pandemie. Das Werk ist in von Wyls neu gegründetem Label LU-Records erschienen, das der in Luzern und New York lebenden Musikerin künstlerische Kontrolle verspricht und ihr auch erlaubt, sowohl Aufnahmen wie auch Partituren zu publizieren.
Herausfordernd und beeindruckend
Bereits beim ersten Track, Thunder, drückt ihr Flair für Rhythmus, ungerade Taktarten und Emotionalität durch: Was mit ein paar Jingle-Takten beginnt, die wie Einspieler aus einer Nachrichtensendung wirken, nimmt rasch Fahrt auf und verfolgt vielschichtige Pfade – vom donnernden Orchester über verträumte Pianopassagen bis hin zum furios gesetzten Schlusspunkt durch das Schlagzeug von Lionel Friedli.
Weitere Kompositionen wie Mulino, bei dem sich Streicher, Akkordeon und eine Marimba sorgsam abtasten, oder das kapriziöse Ronk, das treibende Rockrhythmen mit frei geformten Klavierintermezzi kombiniert, reissen den Zuhörer mit auf eine Fahrt ins Blaue, die durch wechselnde Klanglandschaften zirkelt. Das ist herausfordernd und beeindruckend zugleich.
Das verbindende Element sind die Rhythmen, die stets aufs Neue fesseln, innovativ sind und auch für ein in den Bergen handelndes Filmdrehbuch herhalten könnten. Frakmont ist ein überaus dynamisches Hörerlebnis, das von Luzia von Wyls ungestillter Neugier zeugt und ihre ungebrochene Leidenschaft zeigt.
Luzia von Wyl Ensemble: Frakmont. Luzia von Wyl, Kompositionen und Klavier; Gary Versace, Akkordeon; Amin Mokdad, Flöte; Nocola Katz, Klarinette; Marcel Lüscher, Bassklarinette; Maurus Conte, Posaune; Vincent Millioud, Geige; Karolina Öhman, Cello; Christoph Utzinger, Kontrabass; Fabian Ziegler, Marimba und Donnerblech; Lionel Friedli, Schlagzeug. LU Label LU01