Doppel- und tripelbödige Musik

Auf «Chrome Shuffle» spielt Niklaus Keller mit acht Mitmusikern elf Stücke, jedes eine kleine Kurzgeschichte.

Niklaus Keller in Bologna. Foto: zVg

Niklaus Keller kennt keine Berührungsängste. Das Werkverzeichnis des Perkussionslehrers, der unter Hans U. Lehmann in Zürich und Paul Glass am Konservatorium von Lugano Komposition studierte, beginnt im Jahr 1994 mit einem Ländler-Fox für Marimba, E-Gitarre, Drum-Set, Vibrafon, Melodica und E-Bass. Seine letzten drei über Bandcamp erhältlichen Werke bewegen sich von kirchlich-mysteriösen Chorgesängen über ein heiter rauschendes Sicerto für Streichorchester bis hin zur Country & Western-Persiflage White Coffee.

Chrome Shuffle – ein Zyklus von elf Stücken für ein Nontett mit Vibrafon, E-Bass, E-Gitarre, Drums, Trompete/Flügelhorn, Tenor-Saxofon, Posaune und zwei Synths/Samplers (einer davon von Keller selber bedient) – ist wiederum eine gänzlich andere «kettle of fish». Die Idee dahinter sei es gewesen, Stücke zu schreiben, welche spieltechnisch keine grossen Anforderungen stellten, «um sich so möglichst schnell der Musik als solcher widmen zu können, ohne dass technische Schwierigkeiten die Performance» störten, erklärt der in Bologna wirkende Komponist. Gleichzeitig notierte er indes auch die Soli aus, «denn improvisierte Soli tönen in den meisten Fällen genormt und standardisiert».

Die Resultate – jedes Stück eine klingende Kurzgeschichte – sind ungemein schwierig zu beschreiben. Vibrafon und Bläser prägen die durchwegs herzliche Stimmung, die rockigen, funkig angehauchten Rhythmen, Breaks und Haken ziehen mit, die Melodik erinnert dieses Ohr aus eher unerfindlichen Gründen an die Musik von britischen Exzentrikern wie Kevin Ayers, Lol Coxhill oder Art Bears. Fazit: doppel- und tripelbödige Musik, die an vieles erinnert, dabei aber kompromisslos sich selber bleibt.

Niklaus Keller: Chrome Shuffle. Bandcamp

 

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