Von Mendelssohn zu Brahms
Christoph Croisé, Violoncello, und Oxana Shevchenko, Klavier, haben sämtliche Werke von Joachim Raff für ihre Besetzung eingespielt.
Den 200.Geburtstag des Komponisten, Bearbeiters, Dirigenten, Musikpädagogen und Schriftstellers Joseph Joachim Raff (27. Mai) würdigte die vor 50 Jahren an dessen Geburtsort Lachen SZ gegründete Joachim-Raff-Gesellschaft nicht nur mit Konzerten, Vorträgen und Ausstellungen, sondern auch mit verschiedenen Publikationen. Noch bevor die von ihrem Präsidenten Res Marty verfasste Festschrift der Gesellschaft vorlag, ermöglichte sie die Veröffentlichung der ersten Gesamteinspielung von Raffs Werken für Violoncello und Klavier. Diese führt einmal mehr vor Ohren, dass der einst als Sinfoniker international erfolgreiche Komponist einerseits ein von Mendelssohn Bartholdy, Schumann und Liszt ausgehender Eklektiker, andererseits aber ein auf Brahms vorausweisender Visionär war.
Obschon das schwärmerische Duo op. 59, die Zwei Fantasie-Stücke op. 86, die einen originellen Dialog aus lauter Staccati und Pizzicati enthalten, und die auch in einer Version mit Horn vorliegenden, berückend schlichten Zwei Romanzen op. 182 noch im Bannkreis der Neudeutschen Schule stehen, enthalten sie Vorwegnahmen aus der Tonsprache von Brahms und jüngeren Komponisten. In der eher klassizistisch ausgerichteten als romantischen Sonate D-Dur op. 183, in deren Kopfsatz das Streichinstrument von stürmischen Klavierläufen umbrandet wird, erinnert das spritzige Scherzo – es ist ein Zugabenstück par excellence – stark an Mendelssohn.
Der Schweizer Cellist Christoph Croisé, der schon als Achtzehnjähriger mit Raffs 1. Konzert d-Moll op. 193 in Lachen aufgetreten war, interpretiert diese Raritäten in fein ausbalanciertem Zusammenspiel mit der Pianistin Oxana Shevchenko ausdrucksvoll und mit hinreissender Brillanz.
Joachim Raff: Complete Works for Cello and Piano. Christoph Croisé, Violoncello; Oxana Shevchenko, Klavier. Avie AV 2490