Plädoyer für einen Antizykliker

Ein Doppelquintett des Orchestre de chambre de Lausanne stellt die unterhaltsame Bläsermusik von Jean Françaix vor.

Orchestre de chambre de Lausanne. Foto: Federal studio

Seine Musik hat Witz, lebt von sprudelndem Einfallsreichtum und rhythmischer Raffinesse: Die Rede ist von Jean Françaix, einem Unikum des 20. Jahrhunderts. Der 1912 in Le Mans geborene französische Komponist war alles andere als ein Avantgardist, seine Musik orientiert sich an Strawinskys Neoklassizismus, verinnerlicht aber auch die Eleganz und Finesse eines Francis Poulenc und generell der Groupe des Six. Bis zu seinem Tod 1997 in Paris blieb Françaix seiner Linie treu.

Schaffte er den internationalen Durchbruch 1936 in Baden-Baden auch mit einem Concertino für Klavier und Orchester, so zeichnet ihn besonders sein umfangreiches Œuvre für Bläser aus. Einer weiten Verbreitung seiner unterhaltenden Bläsermusik steht wohl vor allem ihre ungewöhnliche Besetzung entgegen. Exemplarisch seien hier seine an sich bekannten Neuf pièces caractéristiques genannt, die für zehn Blasinstrumente komponiert und daher kaum im Konzertsaal zu hören sind.

Dem schafft nun die Bläsergruppe des Orchestre de chambre de Lausanne unter der Leitung von Nicolas Chalvin wenigstens auf CD Abhilfe. Da staunt man über die rhythmische Akkuratesse im motorischen Ablauf des einleitenden Presto und die Tiefgründigkeit des nachfolgenden, elegisch-charmanten Amoroso. Es ist ein starkes Plädoyer für eine beim Publikum wenig bekannte Musik.

Klug aufgebaut ist die Programmabfolge, die sinnigerweise mit einer Musique pour faire plaisir von Poulenc-Françaix beginnt, womit man sich gleich mittendrin in diesem raren, witzig-eloquenten «Musikidiom» mit je zwei Flöten, Oboen, Klarinetten, Fagotten und Hörnern befindet. Viele der vorgestellten Stücke sind Bearbeitungen, wie drei Écossaisen von Chopin oder der Cortège burlesque von Chabrier.

Die Einspielung endet mit Trois marches militaires von Schubert-Françaix, die zuweilen an Bläserserenaden der Frühklassik erinnern, aber auch etwas langfädig wirken, obwohl das Ensemble sich stilsicher für die Stücke einsetzt. Als Vorbehalt sei angemerkt, dass für ein nicht ausschliesslich bläseraffines Publikum die meist nicht länger als zwei Minuten dauernden «Miniaturen» ermüdend wirken können.

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Jean Françaix: Works for winds. Orchestre de chambre de Lausanne; Leitung Nicolas Chalvin. Claves CD 50-3032

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