Von hoch bis kontra-tief

Werke für verschiedene Klarinetteninstrumente und Klavier von August Walter, Othmar Schoeck, Jean-Luc Darbellay und David Philip Hefti.

Ausschnitt aus dem Cover

Drei Klarinettisten und ein Pianist haben im vergangenen Jahr aus der Corona-Not eine Tugend gemacht und ein Konzert mit Werken von vier Schweizer Komponisten aus der Romantik bis in die Gegenwart auf CD eingespielt. Das ist ausserordentlich unterhaltsam und anregend zu hören, weil sie sechs verschiedene Instrumente der Klarinettenfamilie benutzen, hinzu kommt in drei Stücken noch ein Klavier. Und: Alle Musiker sind Meister ihres Fachs.

Schon das erste Werk, Fantasie und Capriccio op. 13 für Klarinette und Klavier des vergessenen Romantikers August Walter, nimmt gefangen: Die Fantasie erinnert an Carl Maria von Weber, das Capriccio an Schumann. In dieser Erstaufnahme werden sie vorgestellt durch Bernhard Röthlisberger (Klarinette) und Benjamin Engeli (Klavier).

Röthlisberger spielt auch den wunderschönen Canto für Bassklarinette (2012) von David Philip Hefti (*1975), wo Mehrklänge erscheinen, die an mittelalterliche Mehrstimmigkeit erinnern. Wie Hefti gekonnt barocke Elemente mit zeitgenössischen verbindet, zeigt sein verinnerlichtes Trio Counterpoints on Come, Sweet Death (2000, nach Bachs Choral Komm, süsser Tod), sensibel interpretiert von Röthlisberger, Nils Kohler und Ernesto Molinari. Zwei Bassklarinetten im Dialog lassen Röthlisberger und Kohler in Heftis (T)raum-Ze(n)it (2008) erklingen, dessen komplex verschachtelter Titel schon andeutet, worum es dem Komponisten hier geht: um die Verbindungen von Raum und Zeit, die bis zu irrealen Traumbildern führen können.

Othmar Schoecks Andante Es-Dur WoO 35 für Klarinette und Klavier stellen Röthlisberger und Engeli als Erstaufnahme vor. Erstaunlich, dass ein solch faszinierendes Werk von 1916 so lange warten musste, bis es eingespielt wurde. Zum Repertoire gehört dagegen Schoecks Sonata op. 41 für dieselbe Besetzung aus dem Grenzbereich zwischen Spätromantik und erweiterter Tonalität, vorzüglich interpretiert.

Der Berner Komponist Jean-Luc Darbellay (*1946) ist mit zwei charakteristischen Werken vertreten: Sentences, 2009 als Pflichtstück für den Concours National d’Exécution Musicale de Riddes entstanden und 2020 für Bassettklarinette bearbeitet, neun teilweise sehr kurze Stücke, die zum Nachhören und Nachdenken über Musik anregen. Das Gleiche gilt für Darbellays Chant d’adieux (1998), den er als Klarinettist mit seiner Frau Elisabeth auf der Wartburg bei Eisenach uraufführte: wunderbar ruhige, zarte Musik, die man gerne immer wieder hören möchte.

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Swiss Clarinet Music: August Walter, Othmar Schoeck, Jean-Luc Darbellay, David Philip Hefti. Bernhard Röthlisberger, Nils Kohler, Ernesto Molinari, Klarinetten; Benjamin Engeli, Klavier. Naxos Musiques Suisses NXMS 7002

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