Lieder von Komponistinnen der Romantik und Spätromantik

Die Mezzosopranistin Mojca Vedernjak und die Pianistin Stefka Perifanova zeigen auf der CD «Intoxication» ein breites Spektrum an Liedschaffen von Frauen.

Luise Greger (1862-1944), deutsche Pianistin, Komponistin und Sängerin. Foto: Fotograf unbekannt / wikimedia commons

Die Lieder, die das Duo Mojca Vedernjak (Mezzosopran) und Stefka Perifanova (Klavier) für das Label Pianoversal aufgenommen hat, zeigen ein faszinierendes Panorama der Kreativität von Komponistinnen der Romantik und Spätromantik.

Fanny Hensel, Clara Schumann und Pauline Viardot, die zu den bekanntesten Komponistinnen des 19. Jahrhunderts zählen, haben ein umfangreiches Liedschaffen hinterlassen: Fanny Hensel hat ihre feinsinnigen Vertonungen von Gedichten Lord Byrons in der englischen Originalsprache belassen; dadurch sind sie eine Ausnahme in ihrem Œuvre. Man kann nur bedauern, dass Clara Schumann nach dem Tod ihres Mannes das Komponieren aufgegeben hat, wenn man ihre eindrücklichen Lieder auf Texte von Rückert, Heine und Burns hört. Pauline Viardot schätzte Mörikes Lyrik als «die grösste und echteste in der gesamten deutschen Poesie nach Goethe». Die drei hier aufgenommenen Lieder sind gute Beispiele für ihre sensible Charakterisierungs- und Psychologisierungskunst.

Luise Gregers kraftvolle Musik ist noch wiederzuentdecken, nachdem sie bis in die 1930er-Jahre oft aufgeführt wurde. Im Unterschied zu anderen Komponistinnen geniesst Dora Pejačević in ihrer Heimat Kroatien grosses Ansehen. Das kroatische Musikinformationszentrum hat alle ihre Werke, darunter auch ihre zahlreichen Lieder, in vorbildlichen Editionen neu herausgegeben. Der weiteren Verbreitung ihrer Lieder, gerade auch der hier aufgenommenen Drei Gesänge op. 53 von 1919/20 nach Gedichten von Friedrich Nietzsche, sollte eigentlich nichts im Wege stehen. Pejačevićs raffinierte Harmonik leuchtet die Texte subtil aus. Von Alma Mahlers Kompositionen sind die meisten verschollen. Die Fünf Lieder der Schülerin von Josef Labor und Alexander Zemlinsky wurden 1910 auf Initiative von Gustav Mahler veröffentlicht. Sie sind dem Wiener Fin-de-siècle-Stil verpflichtet.

Die Lieder der sechs Komponistinnen sind schon öfters eingespielt worden. Die vorliegende Aufnahme ist keine Alternative dazu, obwohl sich die Interpretinnen hörbar intensiv mit den Werken beschäftigt haben. Manche agogischen Freiheiten, die sich die Künstlerinnen nehmen, sind vom Text her nicht angezeigt. Kleine Intonationstrübungen und gelegentlich nicht ganz korrekte Aussprache sieht man der Sängerin gerne nach, aber ihr Vibrato hätte sie ganz entschieden zügeln müssen. Leider klingt die Stimme auch ab der oberen Mittellage angestrengt und scharf. Stefka Perifanova begleitet die Lieder profiliert und klangschön, sie kann aber die Defizite der Aufnahme nicht wettmachen. Der Abdruck der Liedtexte im Booklet wäre wünschenswert gewesen, vielleicht auf Kosten der umfangreichen vergleichenden Zeittafel mit Fakten aus dem Leben der Komponistinnen.

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Intoxication: Lieder von Fanny Hensel, Clara Schumann, Pauline Viardot, Luise Greger, Dora Pejačević und Alma Mahler. Mojca Vedernjak, Mezzosopran; Stefka Perifanova, Klavier. Pianoversal PV105

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