Ungleiche Konkurrenten

Geigerin Plamena Nikitassova und Aline Zylberajch am Hammerklavier stellen Stücke von Welsch, Rust und Lacroix dem überragenden Meister der Epoche gegenüber.

Plamena Nikitassova. Foto: zVg

Mozart muss sich sicherlich nicht vor der Musik seiner Zeitgenossen fürchten. Wie aber sieht es umgekehrt aus? Die Basler Geigerin Plamena Nikitassova legt mit ihrer Begleiterin Aline Zylberajch am Hammerklavier eine CD vor, die genau diese beiden Welten gegeneinanderstellt. Es ist gewiss nicht der erste Versuch dieser Art, aber mit Werken von Joseph Welsch, Friedrich Wilhelm Rust und Antoine Lacroix tauchen Komponistennamen auf, die nicht allzu geläufig sind.

Dem geübten Ohr öffnet sich in dieser Einspielung eine selten zu hörende Welt der Galanterie und Unterhaltungskunst. Vom typischen Dualismus der Klassik und seiner motivisch-thematischen Verarbeitungsweise ist allerdings wenig zu hören; im Mittelpunkt dieser Musik stehen Lustbarkeit und Ergötzung. Da ist zum Beispiel die Sonata à Violine Solo col. Accompagnemento von Rust, bei der die melodieselige Violine das Zentrum der Musik bildet. Sinnfällig auch, dass das fünfsätzige Werk in einem luftigen Scherzando endet, das durchaus noch barocke Züge erkennen lässt. Zylberajch begleitet dezent auf einem schön klingenden Hammerklavier von Johann Andreas Stein (1792).

Eine spannende Begegnung bringt auch das Thema mit Variationen aus «Airs varieés pour un violon» von Joseph Welsch, das in einer Abschrift aus Lübeck von 1795 überliefert ist. Das Stück mit gleichermassen lyrischen wie virtuosen Passagen spielt Nikitassova auf einer Geige von Jacobus Stainer (1659) mit schmelzendem Ton und hoher Phrasierungskunst. Der Hall der Kirche Seewen, wo die CD aufgenommen wurde, ist aber zuweilen doch störend, was für die gesamte Einspielung gilt.

Den Reigen der Zeitgenossen umrahmen zwei Werke von Mozart: zu Beginn die Violinsonate KV 302, am Schluss die Sonate für Klavier und Violine KV 454. In ihrer tiefgründigen Vielgestaltigkeit betonen diese Kompositionen die gewisse Beliebigkeit der anderen Werke, die trotz aller Qualität vor allem auf ihren Unterhaltungswert ausgerichtet sind. Mozart bleibt eine andere Liga, was die lebendigen Interpretationen Nikitassovas noch unterstreichen.

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Mozart und seine Zeitgenossen: Plamena Nikitassova, Violine in alter Mensur; Aline Zylberajch, Hammerklavier. Claves 1819

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Mozart und seine Zeitgenossen: Plamena Nikitassova, Violine in alter Mensur; Aline Zylberajch, Hammerklavier. Claves 1819

 

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