Mit minimalistischen Motiven
Nach dem Auseinanderbrechen ihrer Band Orioxy gründete Julie Campiche 2016 ein (nach ihr benanntes) Jazzquartett. Auf dem Debütalbum verschreiben sich die Harfenistin und ihre Begleiter meditativen, aber auch zappeligen Klängen.
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Am Anfang stand ein Ende: Nach acht Jahren löste sich 2016 das Genfer Quartett Orioxy, dessen auf dem Jazz basierender Sound selbst zärtlichste Momente mit wilder Energie zu verknüpfen verstand, unerwartet auf. «Als alles zerbrach, erhielt ich den Schlag meines Lebens», erinnert sich Harfenistin Julie Campiche. Dennoch oder gerade deshalb ging sie zwei Wochen später bereits ihr neues Projekt an. Eigentlich sei ihr das zu schnell gegangen, räumt die Westschweizerin ein, aber: «Man muss die Überraschungen nutzen, die das Leben bereithält.»
Mittlerweile sind drei Jahre vergangen und das Julie Campiche Quartet, zu dem neben der Bandleaderin auch Saxofonist Leo Fumagalli, Kontrabassist Manu Hagmann und Schlagzeuger Clemens Kuratle gehören, hat Ende Januar mit Onkalo sein Plattendebüt veröffentlicht. Sechs Songs umfasst das Werk und zeigt sich neugierig und experimentierfreudig: Das erste Stück, Flash Info, beginnt mit einer introspektiven Harfenmelodie, die nach einer Minute durch überfallartige Jazzsequenzen unterbrochen wird – zumindest vorübergehend.
Das Gebotene ist erstaunlich energiegeladen und präsentiert ein Flair für Improvisationen und minimalistische Motive. Auf dem Album entfaltet sich progressiver Jazz, der sich in erster Linie für Klanglandschaften interessiert, die sich konstant und überraschend verändern. Das wirkt meditativ, mitunter aber auch zappelig und bisweilen sogar aufrüttelnd. Vielleicht, weil man spürt, dass sich hinter den Kompositionen stets Geschichten verbergen. Onkalo – finnisch für Hohlraum – soll beispielsweise von vergrabenen radioaktiven Abfällen erzählen. Julie Campiche und ihren Begleitern gelingt es auf der CD, nicht nur einen Sog zu entwickeln, sondern auch Musik, die auf eine ebenso faszinierende wie mutige Klangreise mitnimmt.
Julie Campiche Quartet: Onkalo. Leo Fumagalli, Sax & FX; Julie Campiche, Harfe & FX; Manu Hagmann, Kontrabass & FX; Clemens Kuratle, Schlagzeug & FX. Meta Records META 083