Alles von Reger für Klarinette
Das späte Quintett für Klarinette und Streichquartett bildet neben den Sonaten das Schwergewicht dieser Gesamtaufnahme
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2016 jährte sich Max Regers Todesjahr zum hundertsten Mal. In zahlreichen Konzerten, Publikationen und CD-Einspielungen wurde seiner gedacht, so auch in dieser Aufnahme mit seiner integralen Kammermusik für Klarinette. Dass diese Einspielung mehr zu bieten hat als Vollständigkeit, wird sofort klar in der B-Dur-Sonate op. 107: Das komplexe Geflecht und die harmonische Vielschichtigkeit von Regers Musik werden in der feinsinnigen und intelligenten Gestaltung durch den Schweizer Klarinettisten Stephan Siegenthaler und den deutschen Pianisten Kolja Lessing so selbstverständlich herausgearbeitet, dass man beim Hören das Wunder eines in sich geschlossenen Kosmos erleben kann. Weder die Klarinette noch das Klavier geraten je in die Nähe eines auftrumpfenden Konzertierens. Versunkene, schlichte Wärme von Regers reicher Innenwelt kontrastiert mit seinen kurzen, erregten Ausbrüchen.
Die gleichen Qualitäten zeichnen auch die Darstellung der beiden Sonaten op. 49 aus, die Reger in den Jahren 1900/1901 unter dem Eindruck der Klarinettensonate op. 120 von Brahms geschrieben hat. Die kurzen Einzelstücke Albumblatt und Tarantella dürften 1902 entstanden sein und zeigen unbekannte, reizvolle Facetten von Regers Klangwelt.
Das Schwergewicht dieser Einspielung liegt im Quintett für Klarinette und Streichquartett op. 146 aus den Jahren 1915/16. Es ist die letzte vollendete Komposition Regers: eine lichte, stellenweise schon fast entrückte Musik, die im Wesen an Mozart erinnert. Zusammen mit dem Leipziger Streichquartett hat Stephan Siegenthaler diesem wundervollen Werk eine Interpretation von grosser Ruhe und Schönheit geschenkt.
Max Reger: Integrale Kammermusik für Klarinette. Stephan Siegenthaler, Klarinette; Kolja Lessing, Klavier; Leipziger Streichquartett. Oehms Classics CS OC 1845, 2 CDs