Heiter und hintergründig

«Le Chansonnier pour Mariette», Bagatellen für Klavier und die Kammerkantate «Miracles de l’enfance» von Albert Moeschinger: Werke aus drei verschiedenen Schaffensphasen.

Albert Moeschinger. Foto: Traffelet

Bereits zum dritten Mal haben die Albert-Moeschinger-Stiftung und die Edition Müller & Schade einen Tonträger mit Werken des Schweizer Komponisten vorgelegt. Der Mitschnitt eines  Konzertes im Konservatorium Bern enthält Kompositionen aus drei Schaffensperioden: die Neun Bagatellen für Klavier von 1931 – Moeschinger wirkte damals noch als Pianist, Lieder von 1950/51, aus der Periode, als er sich mit der Zwölftontechnik zu befassen begann, und die Miracles de l’enfance von 1961, ein ausgefeiltes Kammermusikwerk des Vierundsechzigjährigen.

Moeschinger, 1897 in Basel geboren, studierte nach einer Banklehre Klavier und Komposition in Bern, Leipzig und München. Nach Wanderjahren als Salonmusiker wurde er als Klavier- und Theorielehrer ans Konservatorium Bern berufen. Von 1948 an widmete er sich in Saas-Fee ganz seinen Kompositionen, wohnte ab 1956 in Ascona und verbrachte den Lebensabend in Thun.

Ein Freund des Komponisten, Hans Oesch, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Basel, hat in Moeschingers Hauptwerken einen «Zug ins Grüblerisch-Sinnierende» und im Gegensatz dazu «humorvolle und bukolisch-heitere» Elemente erkannt.

Dieses Wechselspiel bringt Simon Bucher in den Neun Bagatellen für Klavier MWV 395 ausgezeichnet zum Ausdruck. Im Chansonnier pour Mariette MWV 153 erinnert sich der Komponist im Wallis an die Begegnung mit der Sängerin Mariette Schüpfer an der Basler Fasnacht. Die intensive Beziehung spiegelt sich in Vertonungen nach Gedichten von Dante, Goethe, Alfred Tennyson, Trakl, Gabriele D’Annunzio und Eugen Roth, die in der lebendigen Interpretation der Altistin Barbara Magdalena Erni zum köstlichen Vergnügen werden.

Die Kammerkantate Miracles de l’enfance MWV 97 für Singstimme, fünf Holzbläser, Harfe, Schlagzeug und Kontrabass nach Gedichten französischer und belgischer Kriegskinder, Texten, die Moeschinger in einer unter dem Titel Zauber der Kindheit erschienenen Sammlung gefunden hatte, ist in lautmalerischen Passagen voll hintergründiger Trauer. Sie wird von Barbara Magdalena Erni und vor allem von der Leiterin des ganzen Projektes, Helene Ringgenberg, exemplarisch nachvollzogen.

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Albert Moeschinger: Le Chansonnier pour Mariette, Neun Bagatellen, Miracles de l’enfance. Barbara Magdalena Erni, Alt; Simon Bucher, Klavier; Instrumentalensemble; Leitung Helene Ringgenberg. Müller & Schade M&S 5085.02

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