Verträumt statt entrückt
Für ihr Debüt, «Silent Smile», haben Nojakîn eine Klangwelt erschaffen, in der Jazz und die Improvisation tonangebend sind. Die Formation um Sängerin Corinne Huber imponiert jedoch nicht zuletzt dank ihrer Virtuosität.
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Obschon Corinne Huber einer Musikerfamilie entstammt, wollte sie ursprünglich als Journalistin und nicht als Künstlerin wirken. Die Tochter von Pianist und Komponist Felix Huber und Schwester des Saxofonisten Christoph Huber immatrikuliert sich deshalb an der Uni Basel für Geschichte, Literatur und Geografie. Doch 2011 macht sie eine Kehrtwende und schreibt sich an der Jazzschule Bern ein, wo sie Gesang bei Efrat Alony und Andreas Schaerer und Komposition bei Bert Joris, Martin Streule, Frank Sikora und Django Bates studiert.
Im Folgejahr begegnet die Musikerin, die als Siebenjährige erstmals Gitarrenunterricht nahm und später auch Cello lernte, während der Ausbildung ihren künftigen Mitstreitern. Im Herbst 2013 folgen unter dem Namen Nojakîn die ersten Bandkonzerte. Jetzt veröffentlicht das Sextett, dem auch Hubers in New York lebender Bruder Christoph angehört, das Debüt Silent Smile. Das Album, koproduziert von SRF2 Kultur, umfasst zehn Lieder, mehrheitlich aus der Feder von Corinne Huber.
Die im aargauischen Rupperswil aufgewachsene Nojakîn-Sängerin bezeichnet ihre Vokals als «eher tief, laut», doch: Damit unterschlägt sie, wie virtuos und elegant sich ihr Gesang den Worten und Noten entlangschlängelt. Ihre Stimme heftet sich in Stücken wie All That’s Past oder Ela ans Piano oder an die Trompete, um zu verschmelzen, um alsbald wieder den eigenen Ausdruck zu suchen – und auch zu finden. Bei Nojakîn steht der Jazz zwar im Zentrum, aber die Musik bietet ebenso Raum für Einflüsse aus Folk, Pop und Poesie. Der Sound ist lyrisch, verträumt, jedoch nie entrückt.
Nojakîn entführen den Hörer in eine Klangwelt, in der Improvisation und Virtuosität gross geschrieben und die Akkorde zunehmend dichter miteinander verwoben werden. Dabei resultieren verspielt wechselnde Farben und Klangschichten, die sich mal munter, mal melancholisch begegnen. Trotz des musikalischen Füllhorns, das die Band auf Silent Smile ausgiesst, mutet die Platte nie überladen an, sondern fein, frisch und versponnen.
Nojakîn: «Silent Smile». Label QFTF. www.corinnenorah.com