Dowland auf der Spur

Werke des englischen Renaissance-Komponisten aufgegriffen und verwoben vom Zeitgenossen Carl Rütti, gespielt von Blockflötenconsort B-Five.

B-Five-Blockflötenconsort. Foto: Lieven Dirckx

John Dowland (1563–1626) ist der wohl bedeutendste englische Komponist des elisabethanischen Zeitalters. Dennoch gelang es ihm nicht, zu Lebzeiten von Königin Elisabeth den begehrten Posten als Hoflautenist zu bekommen. Sein Leben war geprägt durch rastlose Reisejahre. 1598 erhielt Dowland endlich eine Anstellung am Hof Christians IV. von Dänemark, die ihm eine hohe kompositorische Produktivität ermöglichte. Erst als berühmter Mann bekam er 1612 doch noch die ersehnte Anstellung am königlichen Hof in England.

2013 feierten Freunde Alter Musik den 450. Geburtstag Dowlands, dessen Musik von einer charakteristischen Melancholie geprägt ist. Sein First Book of Songs and Ayres wurde 1597 veröffentlicht und so begeistert aufgenommen, dass es fünf Neuauflagen erlebte. Zwei weitere Bände folgten, dazu 1604 die Consort-Sammlung Lachrimae, or Seaven Tears, ein umfangreiches Meisterwerk fünfstimmiger Instrumentalmusik. Sie ist Königin Anne von Schottland gewidmet, der Schwester Christians IV.

Diese Consort-Sammlung war der Ausgangspunkt für einen Kompositionsauftrag, den das Blockflöten-Quintett B-Five dem Schweizer Komponisten Carl Rütti zum Dowland-Jubiläum erteilte. Entstanden ist eine inspirierte und einfühlsame Dowland-Suite aus 18 Nummern, ein Ineinander von Originalsätzen aus Lachrimae, or Seaven Tears, einiger der rhythmisch-beschwingten Tänze, und fünf neuen Stücken von Carl Rütti, in welchen dieser Dowlands Consortmusik und sein rastloses Leben reflektiert.

Carl Rütti ist ein grosser Kenner britischer Vokalmusik, Dowlands First book of Songs zählt seit jeher zu seinen Lieblingswerken. In der vorliegenden Suite spielt er mit Motiven aus Dowlands Stücken, stimmt die Tonarten auf diese ab und entwickelt sie dramaturgisch vom sehr dunklen Anfangsstück über ein verspieltes Chanson avec deux oiseaux bis zum virtuos-dramatischen Schlussstück Sir John’s Jig. So entfaltet sich in dieser Suite ein subtiles Gewebe von Alt und Neu, ein anregendes Farbenspiel, das nicht nur Blockflöten-Freunde zu begeistern vermag.

Das B-Five-Blockflötenconsort hat sich vor allem mit Werken der Renaissance einen Namen gemacht. Mit seiner umfangreichen Auswahl an Flöten erweckt das international besetzte Ensemble einen verblüffend farbenreichen Klang. So auch in den fünfstimmigen Sätzen dieser Dowland-Suite, die durch den reinen und auch in den Tiefen der Bassflöte klaren Flötenklang sehr plastisch gestaltet werden.

Image

In Search of Dowland. John Dowland: Lachrimae, or Seaven Tears (1604); Carl Rütti: Dowland-Suite (2012). Weltersteinspielung, B-Five Recorder Consort (Markus Bartholomé, Thomas List, Silja-Maaria Schütt, Katelijne Lanneau, Mina Voet). Coviello Classics COV 91415

Das könnte Sie auch interessieren