Charme und Spielwitz

Flötenmusik mit Klavierbegleitung aus der Schweiz ist immer noch ein unerschöpfliches Dorado.

Ausschnitt aus dem CD-Cover

Seit dem Solostück Danse de la chèvre (1919) von Arthur Honegger und der Ballade für Flöte und Klavier (1939) von Frank Martin wird Flötenmusik von Schweizer Komponisten fast so stark beachtet wie diejenige aus dem westlichen Nachbarland. Wie viel Interessantes und Wertvolles es aus der Zeit von 1921 (Werner Wehrli: Suite) bis 1989 (René Gerber: Valse) zu entdecken gibt, was lange im Schatten der eben genannten Pièces de résistance stand, stellen die Flötistin Franziska Badertscher und die Pianistin Anne de Dadelsen mit viel Charme, Spielwitz und Brillanz vor.

Als besondere Trouvaille erweist sich die 1937 entstandene Grande Sonate op. 53 von Joseph Lauber. Einflüsse von Debussy und Ravel hat der Rheinberger-Schüler aus dem luzernischen Ruswil zu einer farbenreichen Klangsprache verarbeitet. Den vorwiegend kantablen Kopfsatz (Patetico) und das quirlige Presto-Finale (Burlesco) gestalten die dynamisch musizierenden Interpretinnen mit virtuosem Zugriff.

Die expressive Sonata op. 68a für Altflöte und Klavier von Raffaele d’Alessandro bestätigt den Ausspruch von dessen Kontrapunktlehrerin Nadia Boulanger: «Vous portez en vous une œuvre authentique.» Lyrische Qualitäten überwiegen in Werner Wehrlis stilistisch vielschichtiger Suite op. 16 von 1921. Aus dem leichtfüssigen Marsch spricht Schalk, der ausdrucksvolle Liedsatz gibt sich verträumt. Romantizismen wechseln mehrmals mit neoklassizistischen Elementen ab.

Durch viel Transparenz und fein konturierte Linearität zeichnen sich Kaval und die Sonatine von Jean Binet aus, Noblesse erfüllt die schlichte Pavane und einen Walzer des Neuenburger Dukas-Schülers René Gerber. Von den langjährigen Erfahrungen als Jazzpianist profitierte Julien-François Zbinden in der nach französischem Modell komponierten, klaren und knappen Sonatine op. 5. Federleicht gespielte Tonrepetitionen der Flötistin tragen zur Lebendigkeit dieses spritzigen Opusculum ebenso viel bei wie die akzentreichen Synkopierungen der Pianistin.

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Vous portez en vous une oeuvre authentique. Chefs-d’oeuvre de la musique suisse pour flûte et piano d’entre 1921 et 1989. Franziska Badertscher, Flöte; Anne de Dadelsen, Klavier. Gallo CD-1424

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