Ein Freundeskreis in Paris

Die Klavierwerke dieser Komponisten, die in den 1920ern zusammentrafen, reflektieren eine stilistisch vielgestaltige Zeit.

Ausschnitt aus dem CD-Cover

Ein Produzent sagte mir einmal, er würde keine Projekt-CDs mit Werken mehrerer Komponisten mehr machen – sie gingen in der monatlich auf den Markt geworfenen Masse schlichtweg unter und würden selbst im Fachhandel bestenfalls unter »Sonstiges« zu stehen kommen. Verständlich, aber leider an der klingenden Realität vorbei. Denn zu allen Zeiten entstanden so genannte Sammeldrucke oder auch Gemeinschaftswerke, an denen sich mehrere Komponisten mit meist kurzen Stücken beteiligten. Und oft sind es gerade diese Ausgaben, die mehr über eine Zeit, einen Stil oder eine Schule aussagen als manch grosses Werk.

Das zeigen auch die von Gabrielle Beck-Lipsi hier erstmals vollständig eingespielten Treize Danses (1929). Ebenso verständig wie brillant und witzig vorgetragen, handelt es sich um ein Gruppenporträt ersten Ranges. Ergänzt wird es von sieben umfangreicheren Werken von Conrad Beck, Tibor Harsányi, Bohuslav Martinů, Alexandre Tansman und Alexander Tscherepnin, die alle der «École de Paris» angehörten – ein in den 1930er-Jahren bestehender Freundeskreis ausländischer Komponisten, mit dem auch die Pianistin in familiärer Beziehung steht. Auf diese Weise schwingt in der alles andere als trockenen Interpretation weit mehr mit, als die blossen Noten aufzuzeigen vermögen, was die auch akustisch hervorragend eingefangene Einspielung selbst zu einem Dokument macht.

Umso unverständlicher, dass die Produktion ausserhalb der Schweiz (zumal im Zeitalter eines Grenzen überschreitenden «click and buy») nicht nur mühsam zu finden, sondern auch noch umständlich zu beziehen ist.

 

CD 1: «Ecole de Paris»
Alexander Tscherepnin (1899-1977): Bagatelles, op. 5 & 5 Konzert-Etüden, op.52
Conrad Beck (1901-1989): Zwei Tanzstücke & 1. Sonatine
Bohuslav Martinu (1890-1959): Trois Esquisses
Alexander Tansman (1897-1986): Sonatine transatlantique
Tibor Harsanyi (1898-1954): Blues


CD 2: «Treize Danses»
Conrad Beck (1901-1989): Danse
Marcel Delannoy (1898-1962): Rigaudon
Pierre-Octave Ferroud (1900-1936): The Bacchante, Blues
Tibor Harsanyi (1898-1954): Fox-Trot
Jacques Larmanjat (1878-1952): Valse
Nikolai Lopatnikoff (1903-1976): Gavotte
Bohuslav Martinu (1890-1959): La Danse
Georges Migot (1891-1076): La Sègue
Marcel Mihalovici (1898-1985): Chindia
Manuel Rosenthal (1904-2003): Valse des Pêcheurs à la Ligne
Erwin Schulhoff (1894-1942): Boston
Alexander Tansman (1897-1986): Burlesque
Jean Wiéner (1896-1982): Rêve

Müller & Schade 5080 (2 CDs)

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