Reizvolle Stimmen und Songs

Auf den neuen Alben von Anna Kaenzig und JJ & Palin kann man zwei aussergewöhnliche Talente entdecken.

Anna Känzig. Foto: zVg

In den letzten Jahren sind aus der Zürcher Musikszene auffallend viele talentierte und zunehmend erfolgreiche Singer-Songwriterinnen hervorgegangen – man denke nur an Sophie Hunger, Fiona Daniel und Valeska Steiner (Boy). Dies hat nicht zuletzt auch mit den verbesserten Schulungsmöglichkeiten im Bereich Jazz und Pop zu tun, wie das Beispiel von Anna Kaenzig zeigt. Die heute 28-jährige Musikerin absolvierte die Ausbildung an der Jazzabteilung der Zürcher Hochschule der Künste. Die jazzigen Anklänge des Debüts sind auf dem Nachfolgealbum Slideshow Seasons jedoch weitgehend verschwunden. Dafür kommen in ihren feinfühligen Pop-Balladen die typisch amerikanischen Folk- und Country-Elemente stärker zum Ausdruck.

Anna Kaenzig erklärt diesen Einfluss damit, dass ihr Vater in den USA aufgewachsen sei und die Musik in ihrer Kindheit geprägt habe. Inspiriert worden sei sie insbesondere von Sängerinnen wie Emmylou Harris und Bonnie Raitt; auch Joni Mitchell kann man stellenweise heraushören. Der Jazz-Unterricht ist allenfalls noch in ihrem nuancierten Gesang festzustellen, der an die träumerische Phrasierung von Norah Jones erinnert. Die grösstenteils von Anna Kaenzig selbst geschriebenen Songs leben wesentlich von dieser einnehmenden Stimme. Bestechend unangestrengt singt sie ihre Texte, die, zur musikalischen Grundstimmung passend, meist schwebend melancholisch sind und von Fernweh, aber auch von Heimweh handeln. Anna Kaenzig und ihre fünf Begleitmusiker beweisen bei der Umsetzung der filigranen Songs ausgezeichnetes Handwerk.

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Anna Kaenzig: Slideshow Seasons. Vertrieb: annakaenzig.com

Anna Kaenzigs Zweitling ist bis ins Detail schön ausgearbeitet – und mag deshalb etwas brav wirken. Jedenfalls im Vergleich zum Debütalbum von JJ & Palin, dem Projekt von Sarah Vieth und Hans-Jakob Mühlethaler. Die beiden greifen auf Meanwhile In Kolin auf allerlei Retro-Elemente von Folk über Blues bis zu Gospel zurück. Sie tun dies aber nicht nostalgisch verbrämt, sondern höchst eigenwillig und manchmal mit einem Augenzwinkern. Mit allerlei Instrumenten schaffen sie so eine kratzbürstige und immer wieder überraschende Klangkulisse, die dem Gesang von Sarah Vieth stets viel Raum lässt. Zu Recht, denn die 25-Jährige fasziniert mit einem riesigen Ausdrucksspektrum.

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JJ & Palin: Meanwhile In Kolin. Vertrieb: irascible.ch

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