Die Musikalisierung des Raums
Vokales und Instrumentales von Gabrieli und Schütz erfüllt die Klosterkirche Muri.
Zwei Meister der Vokalkomposition im Mittelpunkt: Heinrich Schütz, der einflussreiche deutsche Barockkomponist, begegnet seinem einstigen Lehrer, dem experimentierfreudigen Italiener Giovanni Gabrieli. Wunderbar getragen klingen Gabrielis wortlose Canzoni, während die instrumental begleiteten vokalen Stücke aus der Feder von Schütz einen feierlicheren Ton mit sich bringen: Höchste polyfone Kunst in wohltuender Abwechslung. Die Vorzüge dieser interpretatorisch hervorragenden CD sind damit aber noch nicht erschöpft.
Höchst ungewöhnliche Aufnahmetechnik sorgt für zusätzliche Hörfreude. Mag schon sein, dass die klangliche Direktabnahme vor den Emporen ein fein abgestimmtes, analytisches Hören erschwert; vielleicht stört den ein oder anderen Hörer auch die fehlende Balance zwischen vokalen und instrumentalen Partien bei Schütz oder der Hall der Klosterkirche in Muri. Den Tonmeistern Ludger Böckenhoff und Bernhard Hanke, dem Dirigenten Johannes Strobl, der Cappella Murensis und Les Cornets Noirs ist aber etwas gelungen, das man in unzähligen trocken-sterilen Studioproduktionen schmerzlich vermisst: Eine grandiose, vital-füllige Rückschau auf Zeiten, die die Musikalisierung des Raum schon weit vor der Avantgarde des 20. Jahrhunderts zum bestimmenden Thema machten.
Die Aufnahme wurde mit dem International Classical Music Award 2013 in der Kategorie Barock vokal ausgezeichnet.
Polychoral Splendour. Cappella Murensis, Les Cornets Noirs, Leitung: Johannes Strobl. SACD Audite 92.652