Leicht und doch nicht so leicht

Die Klavierstücke und Tänze, die Josef Suk als «leicht» bezeichnet, haben es sowohl pianistisch wie atmosphärisch in sich.

Porträt von Josef Suk mit der Widmung «Für das liebe Fräulein Otilce Dvořákové», 1894. Fotograf unbekannt/wikimedia commons

Im Verlag Bärenreiter Prag sind in den letzten Jahren einige Werke von Josef Suk (und übrigens auch von seiner Frau Otilie, der Tochter Dvořáks) erschienen. Diese Ausgaben überzeugen allesamt durch ihre Sorgfalt und vermitteln interessantes Hintergrundwissen. Die jüngste dieser Publikationen umfasst «leichte Klavierstücke und Tänze».

Herausgeber Jonáš Hájek bemerkt zu diesem Titel aber treffend: «Die Bezeichnung ‹Leichte Klavierstücke› ist mit Vorsicht zu geniessen. Hiermit liegen eher weniger anspruchsvolle Stücke aus Suks Klavierschaffen vor, doch erfordern sie nicht nur ein gewisses Niveau an technischer Vorbereitung, sondern auch Flexibilität wegen der subtilen emotionalen Wechsel auf relativ kleinem Raum.» A propos «leicht»: Es mag eine besondere Begabung von Suk sein, sowohl das «Leichte» wie auch das «Tiefsinnig-Schwere» gleichermassen und manchmal sogar gleichzeitig vermitteln zu können.

Die Sammlung beginnt mit einer walzerartigen Humoreske, gefolgt von einem elegischen Albumblatt. Die dritte Nummer, ein expressives Adagio, ma non troppo, stammt aus den Klavierkompositionen op. 12 und ist der späteren Ehefrau Otilie gewidmet. Auch das folgende Andante stammt aus einer Sammlung, nämlich der Suite op. 21.

Die folgenden Dorfserenade und Menuett zeigen Suks Liebe zum Tänzerischen und Volkstümlichen. Auch Nr. 9 Liedchen und Nr. 11 Polka aus Vysoká gehören in diesen Bereich, wobei letztere nicht wirklich eine Komposition Suks ist. Die Polka wurde offenbar «vor 30 Jahren von Musikanten für Meister Dvořák gespielt». Suk schrieb sie dann aus dem Gedächtnis nieder und richtete sie für Klavier ein.

Nr. 7 ist ohne Titel und stammt aus dem Zyklus Der Frühling op. 22a. Ein kurzes, schwermütiges Stück, eindrucksvoll wie auch das folgende mit dem Titel Wie Mutter nachts ihrem kranken Kind vorsang (aus der Sammlung Vom Mütterchen op. 28). Suk schrieb diese für seinen Sohn in Erinnerung an die frühverstorbene Otilie.

Spanischer Ulk erscheint hier erstmals im Druck. Es ist ein scherzhafter Gruss an einen Freund, verschickt auf einer Ansichtskarte aus Madrid. Das kurze Stück beginnt mit rassigen spanischen Rhythmen und endet mit einem Zitat aus dem volkstümlichen Lied Wo ist meine Heimat, das später zum tschechischen Teil der tschechoslowakischen Hymne avancierte. Suk schrieb über das Zitat übrigens noch einen witzigen Kommentar, in dem er seine «Sehnsucht nach Knödeln» zum Ausdruck brachte.

Am Weihnachtsabend schliesslich zitiert wohl eine slowakische Melodie. Es ist eine erweiterte Fassung des Liedes Gruss an die Schüler in der Slowakei. Das stimmungsvolle Klavierstück ist die Perle des ganzen Heftes und wurde am 4. Januar 1924 veröffentlicht, exakt zum 50. Geburtstag des Komponisten. Und somit ist es gerade hundertjährig geworden …

Josef Suk: Leichte Klavierstücke und Tänze, hg. von Jonáš Hájek, BA 11575, € 14.95, Bärenreiter, Prag

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