Bach – in neuer Artikulation?

Die Neuedition von Bachs Cembalokonzert D-Dur BWV 1054 kann die Frage legato oder non legato letztlich nicht lösen.

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Johann Sebastian Bachs Cembalokonzerte sind berühmt und lassen sich auch gut ohne begleitende Streicher spielen. Zudem sind sie allesamt Bearbeitungen von Konzerten, die man auch mit anderen Soloinstrumenten kennt: Das Konzert D-Dur ist besser bekannt als Violinkonzert E-Dur.

Die Neuausgabe von Studienpartitur und Klavierauszug basiert in Notentext und Vorwort nicht auf Bachs autografer Partitur, sondern auf deren Faksimile, herausgegeben von Christoph Wolff (Bärenreiter), welcher sich, mehr oder weniger ausdrücklich, wiederum auf frühere Forschungen von Werner Breig (Bärenreiter) stützt, der die Konzerte in der Neuen Bach-Ausgabe (Bärenreiter) ediert hatte. Auch die Herausgeber der neuen Henle-Ausgabe müssen in den «Bemerkungen» dann doch – reichlich versteckt – zugeben, dass sie ihr Wissen eigentlich Breig verdanken.

Von früheren Editionen unterscheidet sich ihre Lesung vor allem dadurch, dass sie vorgeben, es mit Bachs flapsiger Schreibweise der Bögen genauer als ihre Vorgänger zu nehmen, aber dennoch einräumen müssen, dass sie es so genau auch nicht wissen. Das können sie angesichts von Bachs skizzenhafter und inkonsequenter Setzung von Legatobögen auch gar nicht. Darum muss man als Interpret oder Interpretin lediglich wissen, dass die unsystematisch hingeworfenen Bögen hier nur eine Gruppierung verdeutlichen, die in der Schreibweise in Vierer-Balken bereits angelegt ist, und dass die Unterschiede der Intervalle in Bachs Zeit letztlich über deren Artikulation entschieden – frei nach Leopold Mozart (1756, 4. Hauptstück, § 29): Die kleinen Intervalle muss man meistens binden. Je grösser sie sind, desto mehr soll man sie «abgesondert vortragen». Wichtig sind feine Differenzierungen, «angenehme Abwechselung.»

Johann Sebastian Bach: Cembalokonzert Nr. 3 D-Dur BWV 1054, hg. von Maren Minuth und Norbert Müllemann; Klavierauszug von Johannes Umbreit: HN 1382, € 17.50; Studienpartitur: HN 7382, € 11.50; G. Henle, München

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