Die Seligpreisungen als monumentales Werk
César Francks «Les Béatitudes» liegen erstmals in einer wissenschaftlichen Urtext-Ausgabe vor.
César Franck gilt heute hauptsächlich als Vater der französisch-romantischen Orgel-Sinfonik und Inspirator seiner Schüler Widor, Vierne, Tournemire und auch Debussy. Besonders seine Orgelwerke und die Sinfonie d-Moll erfreuen sich heute noch grosser Beliebtheit. Seine Opern, Lieder, Messen und Oratorien führen aber eher ein Schattendasein. Umso verdienstvoller ist es, dass der Carus-Verlag Stuttgart pünktlich zum 200. Geburtstag des Komponisten sein 1879 entstandenes chorsinfonisches Hauptwerk Les Béatitudes erstmals in einer wissenschaftlichen Urtext-Edition veröffentlicht.
Das monumentale, gut zweistündige Werk in französischer Sprache vertont die Seligpreisungen aus der Bergpredigt Jesu, ist zwischen geistlicher Oper und Oratorium einzuordnen und besticht durch den kontrastreichen Wechsel von volksliedhaften, lyrischen, dramatischen und hymnischen Episoden. Einige Sätze entstanden bereits 1870 während der Belagerung von Paris im Deutsch-Französischen Krieg. Nach einem Prolog werden den Christusworten «Selig sind …» in den acht Sätzen jeweils antithetisch-kommentierend irdische oder himmlische Chöre vorangestellt.
Die Orchesterbesetzung ist zeitgemäss französisch opulent und erfordert einen zahlen- und stimmenmässig gut besetzten Chor. Trotz der acht Solopartien, die sich teilweise durch eine geschickte Rollenteilung reduzieren lassen wie im Vorwort vorgeschlagen, ist der Choranteil recht gross und nicht allzu schwer. Ein dankbares und lohnendes Werk für Oratorienchöre.
César Franck: Les Béatitudes op. 25, Oratorium für Soli, Chor und Orchester, hg. von Hans Christoph Becker-Foss und Thomas Ohlendorf; Partitur CV 10.393/00, € 119.00; Klavierauszug CV 10.393/30, € 29.95; Carus, Stuttgart