Vierstimmige Theologie

Thomas Daniel unterteilt in seiner Neuausgabe der bachschen Choralsätze erstmals klar zwischen gesicherter und zweifelhafter Autorschaft.

Bach-Fenster in der Thomas-Kirche Leipzig (Ausschnitt). Foto: hdamke/depositphotos.com

Die Choräle von Johann Sebastian Bach sind nicht nur Studienobjekt oder Lehrstück, sondern repräsentieren die einzigartige Verbindung von Theologie und Musik. Ihre Funktion ist das Gebet, die Reflexion, der Kommentar oder das Bekenntnis. Schon zu Bachs Lebzeiten begannen seine Choräle ein Eigenleben zu führen und wurden gesammelt. Und als nach dem Tod auch seine Musik verstummte, bewahrten sie der Nachwelt sein Andenken.

Der Musikwissenschaftler Thomas Daniel, ein bekannter Bach-Spezialist, hat bei Breitkopf & Härtel Sämtliche Choralsätze als Urtext-Ausgabe aller vierstimmigen Choräle von Johann Sebastian Bach herausgegeben. Dazu wurden die Choräle in zwei Teile etwa gleichen Umfangs unterteilt: Die Choräle aus den Kantaten, Motetten und Passionen, die gesichert von Bach stammen, finden sich im ersten Teil, während der zweite Teil Choräle aus späteren Quellen und Drucken enthält. Durch das Heranziehen neuer Quellen werden die authentischen Choräle erstmals sauber von den Chorälen mit zum Teil zweifelhafter Autorschaft getrennt. Die Ausgabe enthält neben einem informativen Vorwort und einer separaten Einführung zur Edition für beide Teile auch erstmals Einzelanmerkungen zu jedem Choral, die direkt im Notenteil abgedruckt sind. Zusätzlich gibt es hilfreiche Register, mit denen sich die Sätze nach Textanfang, BWV-Nummer sowie Melodiekomponist und Textdichter suchen lassen.

Eine sehr empfehlenswerte Neuausgabe, die in keinem Notenschrank fehlen sollte.

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Johann Sebastian Bach: Sämtliche Choralsätze für vierstimmigen gemischten Chor, hg. von Thomas Daniel, Chorpartitur, ChB 5377, € 24.90, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden

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