Vorwärtstreibende Anziehungskraft

«Aimant» für Gitarre solo von Sami Kajtazaj zeigt in den drei Sätzen unterschiedliche Ausdrucksvaleurs von spielerisch über flirrend bis exaltiert.

Sami Kajtazaj. Foto: Regula Dähler

«Aimant» steht im Französischen für einen liebevollen Menschen, aber auch für einen Magneten, also in jedem Fall für eine Form der Anziehung. Und Aimant heisst auch ein Stück des Rheintaler Gitarristen, Komponisten und Chorleiters Sami Kajtazaj, der nebst pädagogischer Gitarrenliteratur auch umfangreichere Kompositionen für verschiedene Besetzungen schreibt. Anziehend an dem dreiteiligen Werk für Sologitarre sind die klaren Formstrukturen und seine vorwärtstreibende rhythmische Kraft. Wie in mancher klassischen Sonate fügen sich ein markanter Kopfsatz, ein kontrastierender mittlerer Teil und ein temperamentvoller Schlusssatz zu einem runden Ganzen von gut zwölf Minuten Dauer.

Der erste Satz ist ausdrucksstark, mit zahlreichen scharf fortschreitenden Sekundintervallen. Die kleine Exposition über gut zwanzig Takte wird variiert und verarbeitet, eine spielerisch-pulsierende Coda mündet in eine repetitive kleine Bassfigur. Ganz anders der ruhige Puls im zweiten Satz. Die fast durchgehenden Zweiunddreissigstelfiguren erinnern an das leise, überaus emsige Propellern der zarten Flügel von allerlei Insektenarten. In einem grossen Bogen bewegt sich ein bunter Schwarm aus dem Erdreich in die Höhe und wieder zurück. Nur manchmal schwirrt eine Hummel laut und nah am Ohr vorbei. – Keine Taktangaben gibt es im exaltierten Schlusssatz: Die unregelmässig gesetzten Taktstriche dienen vorwiegend der Orientierung. Auch die Harmonik hält sich an kein Schema, und doch gibt es immer wieder Bezüge zu einem starken Grundton. Ein kleines, kräftiges Rasgueado auf den tiefsten Saiten setzt den Schlusspunkt.

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Sami Kajtazaj: Aimant, für Gitarre solo, em 1172, ca. € 13.90, Edition Margaux, Berlin

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