Brahms’ Requiem in Klavierfassung
Auf der Basis der sogenannten «Londoner Fassung» hat Heinrich Poos bereits vor Jahren eine Version für Soli, Chor, zwei Klaviere und Pauken geschaffen. Nun ist sie greifbar.

Es sind schwierige Zeiten für Chöre und es gilt, die Hoffnung nicht zu verlieren. Einen Weg aus der Krise bieten reduzierte Fassungen von Meisterwerken, die sowohl die oft problematische Balance zwischen Chor und Orchester im Blick haben und gleichzeitig den Chor als Träger der «Botschaft» wieder mehr ins Zentrum stellen.
Das Deutsche Requiem von Johannes Brahms nimmt unter den Meisterwerken des Oratorienrepertoires zusammen mit Bachs Passionen und dem Mozart-Requiem einen Spitzenplatz ein. Brahms‘ Orchestrierung rechnet allerdings mit einem 200 Sängerinnen und Sänger starken Chor als klanglichem Pendant. In den meisten Aufführungen kommt es durch das grosse Orchester und eine kleinere Chorbesetzung zu einem deutlichen Ungleichgewicht. So entstanden in den letzten Jahren einige Bearbeitungen für Kammerensembles (z. B. Ian Farringtons Fassung für 7 Instrumente und Chor bei Aria Editions oder Joachim Linckelmanns Fassung für reduziertes Orchester beim Carus-Verlag).
Interessant ist aber auch die sogenannte historische «Londoner Fassung», die 1871 als britische Erstaufführung mit Soli, Chor und Klavier zu 4 Händen erklang. In Anlehnung daran hat der deutsche Komponist Heinrich Poos bereits 1978 eine Version für Soli, Chor, zwei Klaviere und Pauken geschaffen, die bisher nur in einer handschriftlichen Edition verfügbar war. Der Verlag Breitkopf & Härtel hat nun diese hervorragend funktionierende Fassung anlässlich der Veröffentlichung des originalen Deutschen Requiems nach dem Urtext der neuen Brahms-Gesamtausgabe als moderne Ausschrift umgesetzt. Eine wirklich sehr empfehlenswerte und vorbildliche Edition, die sich in Verbindung mit den bestehenden Klavierauszügen nutzen lässt und viel Anklang in der Praxis finden wird.
Johannes Brahms: Ein deutsches Requiem, für Soli, Chor, zwei Klaviere und Pauken bearb. von Heinrich Poos, Partitur mit Paukenstimme, PB 5697, € 79.00, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden