Standardwerke neu herausgegeben

Kompositionen für Horn mit Orchester oder Klavier von Richard Strauss, Carl Maria von Weber und Johann Baptist Georg Neruda sind bei G. Henle erschienen.

Richard Strauss um 1888. Fotograf unbekannt / wikimedia commons

Dass Richard Strauss in allen seinen Orchesterwerken und Opern dem Horn zentrale Aufgaben zuwies, ist sicher damit zu erklären, dass er mit dem Klang dieses Instruments seit seiner Kindheit vertraut war. Sein Vater Franz Strauss war Solohornist im Münchner Hoforchester und in dieser Zeit einer der hervorragendsten Vertreter des Waldhornspiels. Der 18-jährige Komponist schrieb also das vorliegende Hornkonzert zuerst in der Fassung für Horn und Klavier für seinen Vater, der es aus Gesundheits- und Altersgründen nicht mehr aufführen konnte. Nach Fertigstellung einer Orchesterpartitur interessierte sich der Dirigent Hans von Bülow, ein grosser Förderer des jungen Strauss, für dieses Werk. Bei der Druckausgabe der Orchesterfassung widmete Richard Strauss das Hornkonzert Oscar Franz, dem Ersten Hornisten der » königlichen musikalischen Kapelle» in Dresden und selbst Verfasser eines heute noch gebräuchlichen Unterrichtswerks , der Grossen theoretisch-practischen Waldhorn-Schule, der es in Dresden spielte. Die vorliegende Ausgabe, samt Vorwort, wurde nach akribischen Quellenstudien von Peter Damm betreut.

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Zur silbernen Hochzeit seiner Eltern am 29. August 1888 schrieb Richard Strauss das Andante C-Dur für Horn und Klavier op. posth., das zeitlich in der Periode der ersten sinfonischen Dichtungen Don Juan, Macbeth und Tod und Verklärung anzusiedeln ist und die klanglichen Möglichkeiten des Horns voll zur Geltung bringt.

Drei- oder vierstimmige Akkorde auf dem Horn zu spielen, indem man einen Ton anbläst und gleichzeitigt in höherer Lage dazu singt und damit weitere Akkordtöne zum Klingen bringt: eine Technik des zwanzigsten Jahrhunderts? Diese «Effekthascherei», wie Kritiker damals monierten, wurde von Hornvirtuosen schon in der klassischen Zeit angewendet. Sie wird, nebst Beherrschung weiterer technischer Kapriolen, von den Spielenden in Carl Maria von Webers Opus 45 verlangt. Man darf gar nicht daran denken, dass der Komponist, der Ventilhörer nicht goutierte, dieses Werk für das damals gebräuchliche ventillose Horn geschrieben hat. Weber komponierte dieses Concertino e-Moll für den Hornisten der Münchner Hofkapelle Sebastian Rauch. Daneben verfasste er weitere Solokonzerte für die Bläsersolisten dieses Orchesters: «… das ganze Orchester [ist] des Teufels und will Concerte von mir haben.»

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Benda, Koželuh, Dussek und eben Neruda waren die führenden böhmischen Komponisten im Europa des achtzehnten Jahrhunderts. Nach Verlassen seiner Heimat war Johann Baptist Georg Neruda als Violinist der Dresdener Hofkapelle tätig und lernte dort die hervorragenden Hornisten Hampel, Houdek und Knechtel, allesamt aus Böhmen stammend, kennen. Für Letzteren schrieb er sein Hornkonzert. Johann Georg Knechtel, ebenfalls Verfasser eines Hornkonzerts, konzentrierte sein Spiel vorwiegend auf die hohen Register des Instruments. Er musste aber seine Tätigkeit als Hornist, vielleicht auch deshalb, relativ früh aufgeben und wurde als Violoncellist weiter beschäftigt. Die Solostimme des Hornkonzerts von Neruda bewegt sich ebenfalls in extrem hohen Lagen, und das Stück wird wohl noch heute von wenigen Hornspielenden ausgeführt werden. Aber zum Glück legt der Verlag eine Trompetenstimme bei.

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Richard Strauss: Hornkonzert Nr. 1 Es-Dur op.11, hg. von Peter Damm; Klavierauszug von Johannes Umbreit: HN1253, € 20.00; Studienpartitur, HN 7253, € 17.00

Richard Strauss: Andante C-Dur für Horn und Klavier, hg. von Dominik Rahmer, HN 1332, € 12.00

Carl Maria von Weber: Concertino e-Moll op.45 für Horn und Orchester, hg. von Dominik Rahmer, Klavierauszug von Johannes Umbreit, HN 1179, € 15.00

Johann Baptist Georg Neruda: Konzert für Horn (Trompete) und Streicher Es-Dur, hg. von Dominik Rahmer, Klavierauszug von Christoph Sobanski, HN 561, € 15.00

Alle Ausgaben: G. Henle, München

 

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