Händels geistliche Oper
Die neue Carus-Ausgabe von «Belshazzar» vereint drei Fassungen in einer Publikation.
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Wer kennt sie nicht, die Geschichte aus dem Buch Daniel, in der König Belshazzar durch das «Menetekel» der Untergang Babylons ankündigt wird und damit die Befreiung des jüdischen Volkes. Einerseits der ideale Stoff für eine geistliche Oper mit ausführlichen Szenenanweisungen und Accompagnati, andererseits aber herrschte damals Bühnenverbot für biblische Handlungen. So machte Händel aus der Not eine Tugend und schuf vier Jahre nach seinem Messias mit dem Belshazzar eines seiner vielen Oratorien, die England letztlich emanzipierten von der bis dahin herrschenden Dominanz der italienischen Oper.
Dem Carus-Verlag ist es nicht hoch genug anzurechnen, dass er mit dieser vorbildlichen Urtextausgabe erstmals alle drei aufführbaren Fassungen des Oratoriums in einer Edition vereint: die der Uraufführung von 1745 sowie die Umarbeitungen von 1751 und 1758, die konsequent der Dirigierpartitur Händels folgen. Eine echte Empfehlung, denn es muss nicht immer der Messias sein.
Georg Friedrich Händel: Belshazzar HWV 61, Versionen 1745, 1751 und 1758, hg. von Felix Loy; Partitur: CV 55.061, € 129.00; Klavierauszug: CV 55.061/03, € 32.95; Carus, Stuttgart