Mit Stopftechnik auszuführen

Schon bei ihrem ersten Erscheinen wurde der Sonate für Klavier und Horn op. 17 eine Cellostimme beigegeben. Ihren klanglichen Reiz entfaltet sie aber mit dem Naturhorn.

Beethoven-Büste in Teplitz. Foto: Zákupák / wikimedia commons

An Urtextausgaben von Beethovens Opus 17 mangelt es, nach Henle 2002 und Schott 2013, zurzeit nicht. Nun legt der Bärenreiter-Verlag nach mit einer äusserst komfortablen Neuerscheinung von Jonathan Del Mar, bekannt durch die Kritische Edition der Beethoven-Sinfonien, die inzwischen von den meisten Dirigenten benutzt wird.

Die Hornsonate wurde erstmals am 18. April 1800 in einem Konzert im Wiener Kärntnertor-Theater mit Beethoven am Pianoforte und dem Hornisten Giovanni Punto, der sich zu dieser Zeit in Wien aufhielt, gespielt. Der böhmische Hornvirtuose mit ursprünglichem Namen Jan Václav Stich machte 1778 bereits in Paris Furore, wo ihn Wolfgang Amadeus Mozart als Solist in seiner Sinfonia concertante KV 297b vorsah. «Nun werde ich eine sinfonie concertante machen, für flauto Wendling, oboe Ramm, Punto waldhorn, und Ritter Fagott. Punto bläst Magnifique», schreibt er in einem Brief an seinen Vater Leopold. Punto war nicht nur als Hornspieler, sondern auch als Violinvirtuose und Komponist erfolgreich; zahlreiche Kammermusikwerke und 14 gedruckte Hornkonzerte zeugen von seinem Schaffen.

Beethovens Sonate für Fortepiano und Waldhorn wurde der Wichtigkeit des Klaviers wegen nicht Punto, sondern «Madame la Baronne de Braun», die ebenfalls Widmungsträgerin der beiden Klaviersonaten op. 14 war, zugeeignet. Vermutlich aus verkaufstechnischen Gründen fügte der Wiener Verleger Tranquillo Mollo 1801 eine Cellostimme bei, die vom Komponisten selbst sein soll. Nach Ansicht des Rezensenten handelt es sich aber hier um eine «echte» Hornsonate. Sie lebt vom Dialog des virtuos gehaltenen Klaviers mit den doch eher sperrigen und chromatischen Passagen des Naturhorns, die durch Stopftechnik ausgeführt werden müssen – ein Grund, diese Sonate nur noch auf dem Naturhorn zu spielen.

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Ludwig van Beethoven: Sonate für Klavier und Horn oder Violoncello F-Dur op. 17, hg. von Jonathan Del Mar, BA 10939, € 16.95, Bärenreiter, Kassel 

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