Der Opernkomponist Vivaldi
Die Editions Buissonnières haben seine Arien in begehrenswerten Sammlungen für jede Stimmlage zugänglich gemacht.
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Antonio Vivaldi, Komponist und Violinvirtuose, ist für andere Werke berühmt, nicht für sein Opernschaffen. Und doch schrieb er in den Jahren 1713 bis 1739 nach eigenen Angaben 94 Opern, bis zu 5 Opern jährlich! Davon sind 49 erhalten und, zumindest teilweise, als seine Werke identifiziert.
Besonders an den Theatern Roms, Mantuas, Veronas und in seiner Heimatstadt Venedig war Vivaldi als Opernkomponist tätig und verwendete vorwiegend Stoffe aus der antiken Geschichte und der Mythologie. Diven wie Cecilia Bartoli haben sich schon früher mit seinem Opernschaffen beschäftigt, entsprechende Tonträger liegen vor, doch hört man diese Musik, bis auf wenige bekannte Arien, nicht häufig. Die Editions Buissonnières machen uns das Vokalwerk Vivaldis nun aufs Schönste zugänglich.
Eine ganze Vivaldi-Ariensammlung eröffnet uns den Blick auf ungeahnte Schätze auch aus sehr unbekannten Opern. Nach Stimmgattungen geordnet, liegt eine zauberhafte Reihe vor, zauberhaft vor allem in der Ausführung: gebundene Bücher, die die Konkurrenten Fotokopie und Tablet vor Neid erblassen lassen. Diese Bücher will man haben. Schon der feste Einband besticht mit venezianischen Ansichten, jedem Stimmfach ist ein Band gewidmet, Sopran-, Mezzosopran-, Alt- und Tenor-Arien sind selbstverständlich ergänzt durch einen Band für Contre-ténor, ein weiterer für Bariton/Bass ist noch für dieses Jahr angekündigt. Ausserdem gibt es einen Band mit Ensembles und Chören. Bereichert wird das Notenmaterial durch wenige historische Abbildungen.
Drei grössere Opern werden ausführlich mit Entstehungsgeschichte, Besetzung und Inhalt besprochen. Kommentare zur Einordnung der Arien in den jeweiligen Handlungszusammenhang sowie eine Übersetzung des Gesangstextes aus dem Italienischen sind jeder Arie vorangestellt. Einziger Wermutstropfen: All diese Texte sind nur französisch.
Die Musik ist packend, ergreifend, aussergewöhnlich, vielfältig. Wie man Vivaldi kennt. Virtuos herausfordernd, furios, elegisch-expressiv, innig. Mit dieser Musik kann man singen lernen, kann man Virtuosität, Musikalität und Expressivität unter Beweis stellen. Man kann nur hoffen, dass diese Werke vermehrt Eingang finden in Konzertsäle und Musikhochschulen. Oder haben Sie schon mal von einer Oper namens Tietiberga oder Dorilla in Tempe oder Atenaïde gehört?
Antonio Vivaldi: Airs d’opéra pour
soprano, chant et clavier, EB-2-115, € 29.00;
mezzo-soprano EB-2-337, € 33.00;
alto EB-2-371, € 38.00;
contre-ténor, EB-2-222, € 38.00;
ténor, EB-2-372, € 29.00;
Extraits d’opéras duos, trios, chœurs, EB-2-370, € 29.00;
Editions Buissonnières, Crozon