Ping, Pong und der Gitarrentiger

Die neue Gitarrenschule aus dem Verlag Heinrichshofen & Noetzel legt einen Schwerpunkt auf das Notenlesen; diejenige von Doblinger auf das Singen.

Ausschnitt aus dem Titelblatt der «Ping-Pong-Gitarrenschule»

Das auffälligste Merkmal der neuen Ping-Pong-Gitarrenschule von Andreas Knoblich und Philippe Loli sind die vielen Noten, in deren Köpfe in unregelmässiger Verteilung die Notennamen eingezeichnet sind. Bei der Erarbeitung eines Stücks soll die Lehrerin nur die normalen, unpräparierten Noten spielen, der Schüler nur die beschrifteten und umgekehrt – wie im Pingpong (mit zwei Figürchen dieses Namens ist die Schule auch illustriert). So kann sich der Schüler zum einen die Notennamen rasch und sicher merken, zum andern wird er durch die permanent erzwungene Aufmerksamkeit – wann kommen meine Töne dran? – in kurzer Zeit auch rhythmisch sattelfest.

In Anlehnung an die Akkordbezeichnungen, bei denen es durchaus üblich ist, dass das deutsche H durch das englische B ersetzt wird, wird hier auch der Einzelton h immer als b bezeichnet, allerdings anders als im englischsprachigen Raum in Kleinbuchstaben – ausser bei den Notenköpfen, die ihrerseits mit Grossbuchstaben versehen sind. Etliche editorische Unsorgfältigkeiten trüben das an sich interessante didaktische Konzept. So sind die ersten 22 Tracks auf der Mitspiel-Audio-App zu tief eingespielt. Vorbereitende Erklärungen und Patterns für die rechte Hand erscheinen erst im Anschluss an die entsprechenden Stücke, und die letzten fünf etwas längeren Nummern sind konsequent so angeordnet, dass mittendrin geblättert werden muss.

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Einen anderen Weg verfolgt Robert Morandell mit seinem spiralgebundenen Lehrgang Gitarrentiger. Hier wird von Anfang an zur Gitarre gesungen. Die Notenschrift kommt nicht gleich in der ersten Stunde, sondern nach und nach ins Spiel; für Rhythmusmuster und Fingerübungen der linken Hand – «Challenges» genannt – werden Tabulaturen verwendet. In Solostücken wechseln abgekürzt notierte Akkordzerlegungen mit ausgeschriebenen Melodietakten ab. Die Figur des Tigers, der zwischenzeitlich zwar nicht zu Kuh oder Bär, aber immerhin zu «Mu(h)tiger», «Bärtiger» und Schmusetiger mutiert, führt durch die Lieder.

In manchen Details zeigt sich die Erfahrung des Autors in der Herausgabe pädagogischer Gitarrenliteratur: Wechselschlag tirando oder apoyando? Den Ton d‘ mit dem 3. oder 4. Finger greifen? Solche Entscheide überlässt Morandell stillschweigend, aber wohl bewusst dem Lehrer. Einziger Wermutstropfen: Das Tempo der Übungsstücke auf der mitgelieferten CD ist für die meisten Kinder zu schnell.

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Andreas Knoblich und Philippe Loli: Die Ping-Pong-Gitarrenschule. Die neue Gitarrenmethode für alle Altersgruppen, Band 1, N 2770, mit Übungs-App, € 19.90, Heinrichshofen & Noetzel, Wilhelmshaven

Robert Morandell: Gitarrentiger. Die tierisch gute Gitarrenschule für Kinder ab 6 Jahren, Band 1, D. 35 963, mit CD, € 29.90, Doblinger, Wien

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