Wettbewerbsstück mit Encore

Alexandre Guilmant schrieb selten für andere Instrumente als die Orgel. «Morceau symphonique» und «Morceau de lecture» für Posaune sind überaus gelungene Ausnahmen.

Alexandre Guilmant und Clarence Eddy in der Steinway Hall, Chicago 1898. Foto: Ernest Hergt / wikimedia commons

Wer kennt es nicht: Alexandre Guilmants fulminantes Morceau symphonique. Längst gehört dieses süffig komponierte Paradestück – es wurde 1902 für den Abschluss am Pariser Conservatoire geschrieben – zum Kernrepertoire der Posaunenliteratur. Wunderbar, dass es nun davon eine sorgfältig erarbeitete Urtextausgabe gibt, welche sich sowohl auf das Autograf wie auch auf den Erstdruck bzw. die Erstausgabe bezieht und sich dadurch meines Erachtens als unverzichtbares «Standard-Material» qualifiziert. Die Qualität des Drucks wie auch die Berücksichtigung wendetechnischer Bedürfnisse in der Solo- und Klavierstimme lassen keine Wünsche offen.

Ein hübsches Detail: Ergänzt wurde diese Edition durch das bislang unbekannte Morceau de lecture à vue, eine «Blattleseübung», welche Alexandre Guilmant quasi als Encore für dieselbe Abschlussprüfung komponiert hat. Der Komponist des Pflicht- und des Blattlesestücks sass übrigens 1902 in persona am Klavier – eine Tradition, die man heutzutage an den Hochschulen durchaus wieder einmal aufleben lassen könnte.

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Alexandre Guilmant: Morceau symphonique und Morceau de lecture für Posaune und Klavier, hg. von Dominik Rahmer, HN 1090, € 12.00, G. Henle, München

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