Musikalische Porträts aus Frankreich
Jean-François Dion hat den Exponenten der französischen Trompetenschule rund um Maurice André ein Denkmal gesetzt.
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Unzweifelhaft: Die französische Trompetenschule mit ihrem Zugpferd Maurice André hat viele Generationen von Trompeterinnen und Trompetern geprägt wie kaum eine andere. Auch in meiner Jugendzeit war der Grand seigneur de la trompette omnipräsent: Er beherrschte die klassische Trompetenwelt fast im Alleingang, so wie Miles Davis den Jazz prägte.
Es wundert daher nicht, dass Jean-François Dion die Zeit für reif erachtet hat, den Exponenten dieser französischen Trompetenschule eine Hommage zu widmen. In 15 kleineren Einzelstücken zeichnet er ein musikalisches Bild der Widmungsträger (von Roger Delmotte über Bernard Soustrot bis Antoine Curé). Und wer die Meister gut kennt, der kann sich beim Durchspielen dieser manchmal doch etwas etüdenhaft wirkenden Kleinode eines kleinen Schmunzelns kaum erwehren. Die barocken Zitate bei Maurice André einerseits, die aleatorischen Elemente und Dämpferwechsel bei Antoine Curé andererseits sind wohl etwas plakativ geraten – der Beginn von Guy Touvron hingegen erinnert subtil an das Klappern der Mühle vor seinem Haus – ein hübscher Beweis für die Vertrautheit des Komponisten mit seinen Kollegen. Schön auch, dass jeder Maître im Anhang kurz mit Foto und Biografie vorgestellt wird – schade jedoch, dass Grössen wie Pierre Thibaud oder Eric Aubier fehlen, die es nicht minder verdient hätten, etwas beweihräuchert zu werden.
Jean-François Dion : La trompette française – 15 portraits musicaux, für Trompete solo, TP 348, Fr. 20.00, Editions Bim, Vuarmarens