Im Anfang verkannter Meilenstein
Das zyklisch angelegte, leitmotivisch durchdrungene Klavierquintett von César Franck hatte einen schwierigen Start.
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César Franck komponierte sein monumentales Klavierquintett f-Moll von Herbst 1878 bis Sommer 1879. Zuvor hatte er während 25 Jahren keine Kammermusik mehr geschrieben. Die Konzerte der 1871 gegründeten Société nationale de musique, an welchen unter anderem Kammermusikwerke von Gabriel Fauré, Édouard Lalo und Camille Saint-Saëns zur Uraufführung gelangten, hatten Franck wahrscheinlich dazu bewegt, sich diesem Genre wieder zuzuwenden. Das Klavierquintett steht zeitlich vor der Violinsonate A-Dur (1886) und der Sinfonie d-Moll (1887/88). Bei der Uraufführung am 17. Januar 1880 sass Camille Saint-Saëns am Klavier, dem das Stück auch gewidmet ist. Nach der kühlen Aufnahme des Werks wurde es zu Lebzeiten des Komponisten nur noch wenige Male gespielt. Erst im 20. Jahrhundert erkannten Publikum und Kritik César Francks Klavierquintett in seiner wahren Bedeutung.
Die drei Sätze mit einer Aufführungsdauer von gegen 40 Minuten sind leitmotivisch miteinander verknüpft. Als Zeitzeuge steht dieses Klavierquintett für die französische romantische Musik in ihrer Auseinandersetzung zwischen klassischer Form, dem Einfluss Richard Wagners und dem Aufbruch zu neuen Klangwelten. Aber auch als absolute Musik gehört Francks Klavierquintett zu den Meilensteinen des kammermusikalischen Repertoires. In seiner zyklischen Anlage und dem reichen Klangspektrum hat es den Charakter einer Sinfonie.
Diese von Ernst-Günter Heinemann betreute Urtext-Ausgabe verzichtet in den Streicherstimmen auf Zusätze technischer Art. Die Klavierstimme wurde von Klaus Schilde mit Fingersätzen versehen. Wendestellen sind in allen Stimmen optimal platziert, das Violoncello kann die pausenlosen letzten drei Seiten nebeneinander aufs Pult stellen und durchspielen. Der Kritische Bericht zu dieser Ausgabe kann auf henle.de eingesehen werden.
César Franck: Klavierquintett f-Moll für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello, hg. von Ernst-Günter Heinemann, HN 1142, € 45.00, G. Henle, München