Zauberlehrling zum Mitlesen

Eine praktische und hervorragend gestochene Studienpartitur von Paul Dukas‘ sinfonischem Scherzo.

Foto: Martin Jäger/pixelio.de

Das Schöne an guten Notenausgaben ist, dass sie nicht so rasch am Firmament verglühen wie all die Sterne und Sternchen der Musikszene. Schreit dort das Marketing regelrecht nach sofortiger Aufmerksamkeit (und Umsatzzahlen), so handelt es sich im Musikalienhandel um sogenannte Longseller – also um Produkte, auf die man immer wieder gerne zurückgreift. So ist es auch mit dem Zauberlehrling von Paul Dukas, der in der Edition Eulenburg im grösseren Format als Studienpartitur nach den Quellen und gestochen scharf erschienen ist.

Grundlage für das 1896/97 entstandene Werk bildet Goethes gleichnamige Ballade. Es sind aber nicht die vielen erfolgreichen Aufführungen in der Alten und Neuen Welt, die für das Nachleben der Komposition entscheidend waren, sondern Walt Disneys legendärer Zeichentrickfilm Fantasia (1940), in dem die Partitur kongenial umgesetzt wurde. Was hier ahnungslos als punktgenaues Mickey-Mousing wahrgenommen werden kann, wird vom Kenner als quasi bildhafte Umsetzung der ursprünglichen Ballade gehört, auf die sich Hollywoods Filmbilder erst nachträglich setzten. Ein Lehrstück über die verschlungenen Wege der Rezeptionsgeschichte. Daher ist auch die sauber gesetzte quellenkritische Neuausgabe der Partitur (einschliesslich Goethes Verse in englischer und französischer Übersetzung) zu begrüssen. – Sie könnte nicht nur heute, sondern auch auf lange Sicht pädagogischen Nutzen haben.

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Paul Dukas: L’Apprenti Sorcier, hg. von Jean-Paul C. Montagnier, Studienpartitur, ETP 8081, € 24.50, Eulenburg (Schott), Mainz

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