Nicht nur Tochter und Frau

Die überlieferten vier Klavierstücke von Otilie Suková (1878–1905) sind bei Bärenreiter Prag in einer mustergültigen Ausgabe erschienen.

Otilie Suková (2. v. re) als Fünfzehnjährige neben ihrem Vater Antonín Dvořák (re) 1893 in New York. Quelle: wikimedia commons

Otilie Suková, die Tochter Antonín Dvořáks und Ehefrau Josef Suks, war musikalisch begabt. Sie spielte nicht nur Klavier, sondern verfasste, inspiriert von ihrem Umfeld, auch einige eigene Kompositionen. Wie diese entstanden, beschrieb Suk in einem Brief auf anschauliche und anrührende Weise: «Einmal, nach meiner Rückkehr von einer Reise, gestand sie mir, dass auch sie einige kleine Stücke für Klavier komponiert hatte. Anfangs genierte sie sich, sie mir vorzuspielen, aber als ich sie endlich dazu gebracht hatte, machte es ihr grosse Freude, als ich beim zweiten Vorspielen einen Bleistift zur Hand nahm und alles so notierte, wie ich es von ihr hörte.»

Vier Klavierstücke sind auf diese Weise erhalten geblieben: Humoreske, Wiegenlied, Joschi auf dem Pferdchen und Dem teuren Papa. Alle vier hat nun Eva Prchalová bei Bärenreiter Prag in einer mustergültigen Edition herausgegeben. Das letztgenannte erscheint zum ersten Mal in gedruckter Form. (Das Haus in Prag tut sich überhaupt immer wieder durch ausgezeichnete Ausgaben hervor!)

Die Stücke sind pianistisch geschickt gesetzt, von mässigen Anforderungen und bezaubern durch Klangschönheit, aparte Harmonik und durch einen ganz eigenen Charme. Otilie Suková starb viel zu früh mit nur 27 Jahren, ein Jahr nach ihrem berühmten Vater. Josef Suk setzte seiner verstorbenen Frau mit der Sinfonie Asrael ein eindrucksvolles musikalisches Denkmal.

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Otilie Suková: Klavierstücke, Urtext hg. von Eva Prchalová, BA 11557, € 8.95, Bärenreiter, Prag 2018

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