Gut kommentierter Urtext

Die neue Ausgabe von Telemanns Violin-Fantasien glänzt vor allem durch die Anmerkungen und Anregungen zur Interpretation.

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Die neue Ausgabe der Telemann-Fantasien für Solovioline ist genauso schön dargestellt wie die Bärenreiter-Ausgabe von 1964, aber der Herausgeber hat dazu ein ausführliches Vorwort verfasst. Es gibt den Liebhabern dieser anspruchsvollen, aber leichter spielbaren Sonaten und Suiten als diejenigen von Johann Sebastian Bach wertvolle Hinweise zur Ausführung. Telemann selber unterscheidet in seinem Katalog zwei Gruppen: die ersten sechs – mit Fugen versehen – sind eher sonate da chiesa, die zweiten sechs seien «Galanterien», Suiten von ernsten und tänzerischen Sätzen. Die kritischen Anmerkungen stellen wichtige Verbesserungen zu älteren Ausgaben dar und man gewinnt Einsichten zur bewussten Gestaltung einzelner Stellen: Da die Mehrstimmigkeit auf der Violine, bedingt durch die Tatsache, dass wir nicht mehrere (Geigen-)Bögen bedienen können, viele Verzichts- und Prioritätsentscheidungen verlangt, helfen uns die kritisierten Details mit der Ausrichtung der Notenhälse, um Ober-, Mittel- und Unterstimme zu gruppieren. Sogar ein fehlender Takt wird aufgezeigt: Im Largo der Fantasie VII muss Takt 5 als Echo wiederholt werden, so ergibt sich die logische Achttaktigkeit. Für Interpretierende geben auch die Abschnitte über Dynamik, Verzierungen und Vibrato hilfreiche Anregungen.

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Georg Philipp Telemann: 12 Fantasien für Violine solo, TWV 40:14–25, hg. von Bernhard Moosbauer, UT 50415, € 10.95, Wiener Urtext Edition, Schott/Universal Edition, Mainz/Wien 2017

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