Drei Fassungen – eine Ausgabe

Diese Neuausgabe von Tschaikowskys virtuosem «Pezzo capriccioso» op. 62 für Violoncello überlässt es dem Interpreten, welche Fassung er spielen möchte.

Anatoly A. Brandukov (l) und Peter I. Tschaikowsky. Quelle: wikimedia commons

Was den Geigern Camille Saint-Saëns’ Introduktion und Rondo capriccioso op. 28 bedeutet, ist den Cellisten Peter Tschaikowskys Pezzo capriccioso op. 62. Mit ausladenden Kantilenen und prickelnden Spiccato-Passagen enthält das Werk alle Elemente eines effektvollen Virtuosenstücks.

Ähnlich wie bei den Variationen über ein Rococo-Thema op. 33 ist die Editionsgeschichte des Pezzo problematisch: Der Cellist und Widmungsträger Anatoly A. Brandukov fügte anlässlich der Uraufführung 1888 mit dem Komponisten einige Änderungsvorschläge in die Solostimme ein, welche später in die Erstausgabe einflossen. Die alte Tschaikowsky-Gesamtausgabe berücksichtigte jedoch die originale Fassung des Komponisten, der an einigen Stellen ebenfalls zusätzliche Änderungen in die Cellostimme des Klavierauszugs eingetragen hatte.

Nun werden in der Neuausgabe von Wolfgang Birtel bei der Ponticello-Edition alle drei Varianten berücksichtigt. Dies ist reizvoll, weil alle Fassungen musikalisch vertretbar sind und die Ausführenden somit selber entscheiden können, welcher Fassung sie den Vorzug geben möchten.

Neben der Solo- und Klavierstimme ist zudem vom selben Herausgeber eine Bearbeitung für Violoncello und Streichorchester erhältlich.

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Peter I. Tschaikowsky: Pezzo capriccioso op. 62, für Violoncello solo und Orchester, Klavierauszug, hg. von Wolfgang Birtel, PON 1019, € 12.95, Ponticello-Edition, Mainz 2017

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