Vierhändige Europareise
Vielfältige Stimmungen sowie rhythmische und melodische Herausforderungen prägen die Stücke von Louis Zett für zwei Spielerinnen oder Spieler, die etwa gleich weit fortgeschritten sind.

«12 fantasievolle Volksliedbearbeitungen für Klavier zu 4 Händen», so lautet der Untertitel des Heftes Across Europe des Komponisten und Pädagogen Luis Zett. So vielfältig und facettenreich wie seine Biografie sind auch seine vielen Publikationen. Für diese Sammlung hat er die Vielfalt der europäischen Volksmusik und den melodischen Reichtum des Volksliedes angezapft. Ob die sogenannte «Zigeunertonleiter» und ungewöhnliche Taktarten (z. B. 7/8 oder ständige Wechsel) im slawischen Bereich oder die je nach Region unterschiedlichen Grundstimmungen von eher melancholisch bis fröhlich und witzig: Alle dies Eigenheiten machen die Stücke farbig und abwechslungsreich.
Die vierhändigen Arrangements sind sorgfältig und fein gearbeitet. Sie überraschen immer wieder mit farbigen Harmonisierungen und rhythmischer Vielfalt. Besonders gefallen mir die quasi zwischen die Strophen eingebauten «Intermezzi». In diesen Passagen greift er melodische und rhythmische Elemente der Lieder und Tänze auf und spielt mit ihnen frei herum. Die Stücke liegen im mittelschweren Bereich und stellen in beiden Parts etwa gleichwertige Ansprüche. Aus meiner Sicht sind sie deshalb sehr geeignet, um zwei Schülerinnen oder Schüler mit ähnlichen Fähigkeiten zusammenzubringen für eine musikalisch wie auch pianistisch anregende Auseinandersetzung. Dass es keine Fingersätze gibt, finde ich zwar schade. Das könnte aber ein lohnendes Lernfeld im Unterricht werden. Hilfreich fürs Verständnis sind die Kommentare zu einzelnen den Stücken.
Luis Zett: Across Europe. 12 fantasievolle Volksliedbearbeitungen für Klavier zu vier Händen, EB 8857, € 20.90, Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 2016