Eine «kleine Alpensinfonie»

«Dix miniatures valaisannes» lautet der Untertitel dieses Kammermusikwerks. Es wurde 1999 uraufgeführt.

Foto: Meinrad-Schütter-Gesellschaft

Meinrad Schütter (1910–2006) gehört zu den eigenwilligsten Schweizer Komponisten und ist zeitlebens ein Aussenseiter geblieben. Er wurde in Chur geboren, studierte am Konservatorium Zürich, später bei Willy Burkhard und Paul Hindemith. Als Komponist blieb Meinrad Schütter jedoch weitgehend Autodidakt.

Ausgehend von seinen frühen Vorbildern Othmar Schoeck, Igor Strawinsky und Paul Hindemith setzte er sich unter dem Einfluss von Luigi Dallapiccola mit Reihentechniken auseinander und fand über neoklassische Tendenzen zu seiner eigenen Tonsprache, die keiner bestimmten Richtung zugeordnet werden kann. Dreissig Jahre lang wirkte Meinrad Schütter am Opernhaus Zürich als Ballett-Korrepetitor und Beleuchtungskapellmeister. Als Komponist hinterliess er ein umfangreiches Œuvre mit Orchesterkompositionen, Kammermusik, Lied- und Chorwerken sowie der Oper Medea. Mehr über ihn und sein Werk erfährt man auf der Website meinrad-schuetter.ch, die von der 2002 gegründeten Meinrad-Schütter-Gesellschaft betrieben und laufend aktualisiert wird.

Die Gommer Suite (Dix miniatures valaisannes) für Flöte, Violine und Viola entstand 1999 als Auftragswerk für das Bonner Trio Diletto Musicale und wurde von demselben im Rahmen der Gommer Abendmusiken in der kleinen Barockkirche von Niederwald uraufgeführt. Meinrad Schütter liebte das Goms, wo er oft seine Ferien verbrachte und bis ins hohe Alter Wanderungen unternahm.

Die zehn Miniaturen der Gommer Suite – der Komponist nannte sie scherzhaft seine «kleine Alpensinfonie» – sind in einer herben, farbig transparenten Tonsprache gehalten. Es handelt sich um eine die alpine Landschaft nachzeichnende Naturlyrik, komponiert im strengen Satz oder in fein strukturierten aufgelockerten Kanons mit kurz aufscheinenden kirchenmusikalischen Zitaten: Ein feste Burg und Adeste fideles. Auch der zu Schütter gehörende Humor fehlt nicht: im Schlusswalzer liess sich der Komponist von einem alten Kater inspirieren!

Von seiner Dauer (etwa zehn Minuten) und vom Schwierigkeitsgrad her eignet sich dieses Werk auch für interessierte fortgeschrittene Laien. Die kurzen und abwechs-lungsreichen Charakterstücke sind, im Unterschied zu anderen Kompositionen Meinrad Schütters, auch dem ungeübten Hörer leicht verständlich.

Die Ausgabe beim Berner Musikverlag Müller & Schade bietet Partitur und Stimmen ohne instrumentaltechnische Einrichtung. Wegen der Kürze der Sätze kann die Partitur mit ein wenig Basteln als Spielpartitur eingerichtet werden.

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Meinrad Schütter: Gommer Suite, Dix miniatures valaisannes für Flöte, Violine und Viola, M&S 2354, Fr. 28.00, Müller & Schade, Bern 2016

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