Ein, zwei oder drei Hörner
Bekannte und noch unbekannte Stücke aus dem 18. und 19. Jahrhundert in Neu- oder Erstausgaben
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Bekannte Hornwerke, die der Henle- und der Bärenreiter-Verlag in den letzten Jahren herausgegeben haben, Mozarts Hornkonzerte (HN 701–4, BA 5311–13) und das Hornquintett (HN 826) sowie Beethovens Sextett op. 81b (HN 955) und Brahms’ Horntrio (BA 9435), wurden hier bereits besprochen (SMZ 6/2004, S. 40; SMZ 4/2011, S. 38; SMZ 9/2013, S. 20). Die editorische Linie findet nun bei Henle im Erscheinen von zwei kurzen Kompositionen ihre Fortsetzung. Beide sind auch geeignet für den Unterricht fortgeschrittener Schüler:
In Glasunows Rêverie spiegelt sich die Liebe des Komponisten zum Waldhorn, dessen Spiel er sich nebst Klavier, Violine und Violoncello aneignete und es bis zur Mitwirkung im Studentenorchester brachte. Dem Werk, 1890 geschrieben und erst bei der Drucklegung von Mélodie in Rêverie umbenannt, gehen zwei weitere Kompositionen für Horn und Streicher voraus: Idyll op.14,1 und die 2. Serenade op. 11, entstanden 1884.
Alexander Glasunow, Rêverie op. 24 für Horn und Klavier, hg. von Dominik Rahmer, HN 1285, € 7.50, G. Henle, München 2015
Das Bläserquintett op. 43 von Carl Nielsen zeigt den Komponisten als Meister in der Behandlung der Blasinstrumente: Jeder Spieler erhält hier seine eigene brillante Kadenz. Später schrieb Nielsen Konzerte für die Flöte und die Klarinette, leider blieb er uns Hornisten ein Solokonzert schuldig. Der nun neu erschienene Canto serioso war als Probespielstück für eine damals zu besetzende 4. Hornstelle am Königlichen Theater Kopenhagen in Auftrag gegeben worden. Dass es Nielsen nicht nur für ein Gelegenheitswerk hielt, beweist sein späteres Umschreiben für Violoncello.
Carl Nielsen, Canto serioso für Horn und Klavier, Urtext hg. von Dominik Rahmer, HN 586, € 9.00, G. Henle, München 2014
In der von Doblinger herausgegebenen Reihe Diletto Musicale, sind die Sechs kleinen Stücke für drei Hornisten von Franz Alexander Pössinger (1767–1827) erschienen. Die kurzen, unterhaltsamen Kompositionen eignen sich für das Zusammenspielen unter jungen Hornisten. Sie waren vermutlich einem Hornvirtuosen der Beethovenzeit, Friedrich Hradezky, zugeeignet. Er soll in der Besetzungsliste der Wiener Fidelio-Aufführungen figuriert haben und blies 1824 vermutlich das berühmt-berüchtigte Hornsolo im 3. Satz von Beethovens Neunter Sinfonie.
Franz Alexander Pössinger, Sechs kleine Stücke op. 30 für drei Hörner, hg. von Rudolf H. Führer, DM 1475, € 19.95, Doblinger, Wien 2014
Von Simon Scheiwiller liebevoll ediert erscheint bei Kunzelmann ein Concerto für zwei Hörner des im 18. Jahrhundert in Leibach und Graz als Kapellmeister und Musikdirektor tätig gewesenen Wenzel Wratny. Es handelt sich um ein vergnügliches, auch von fortgeschrittenen Laien oder von Naturhornspielern auszuführendes Stück.
Wenzel Wratny , Concerto per 2 Corni da Caccia in Es-Dur, Klavierauszug und Stimmen, hg. von Simon Scheiwiller, Erstausgabe, OCT 10335a, Fr. 35.00, Edition Kunzelmann, Adliswil 2014