Ritterschlag im Repertoire

Die im Konzentrationslager entstanden Oper «Der Kaiser von Atlantis» in revidierter Ausgabe.

Felix Nussbaum (1904–1944): Triumph des Todes (Ausschnitt aus dem Titelblatt des Klavierauszugs)

Viktor Ullmann (1898–1944) gehört zu jenen Komponisten, die während der fatalen Jahre des «III. Reichs« nicht nur physisch vernichtet wurden, sondern deren Schaffen mit erschreckender Gründlichkeit auch aus dem Gedächtnis und dem Musikleben verbannt wurde. Erst Ende des 20. Jahrhunderts war das Interesse gross genug für eine wirkliche Aufarbeitung. Es kamen Werke ans Licht und, mehr noch, auf die Bühnen, welche aufgrund ihrer Qualität heute im Repertoire einen bleibenden Platz beanspruchen dürfen.

Dies gilt im schmalen Schaffen von Ullmann insbesondere für sein Streichquartett op. 46, mehr aber noch für die im KZ Theresienstadt entstandene Oper Der Kaiser von Atlantis, die nicht weniger als 32 Jahre auf ihre Uraufführung warten musste – obwohl doch gerade im Epilog zur Melodie des Luther-Chorals Ein feste Burg nach Erlösung gerufen wird: «Komm Tod, du unser werter Gast, / in unsers Herzens Kammer. / Nimm von uns Lebens Leid und Last, / führ uns zur Rast nach Schmerz und Jammer.»

Erstmals 1992 erschienen, wird das vielschichtige Werk nun in einer neu revidierten Ausgabe vom Schott-Verlag vorgelegt – und dass dies in der Reihe der Edition Eulenburg geschieht, darf als ein Ritterschlag im Repertoire angesehen werden. Die stilistisch flexible wie ihrer Instrumentation nach schillernde Partitur wird dabei ergänzt um einen Anhang mit alternativen Versionen, einen Kritischen Bericht und ein ausführliches Vorwort.

Image
Image

Viktor Ullmann, Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung op. 49b (1943/44), Spiel in einem Akt von Peter Kien, hg. von Henning Brauel; Studienpartitur, ETP 8067, € 36.00; Klavierauszug, ED 8197, € 36.00; Eulenburg/Schott, Mainz 2015

Das könnte Sie auch interessieren