Biedermeier-Schönheit

Das frühromantische Repertoire für die Sopranblockflöte erhält mit diesen unprätentiösen Flageolet-Variationen von Franz Xaver Mozart eine willkommene Erweiterung.

F. X. W. Mozart, Lithografie von Josef Kriehuber. Foto: Peter Geymayer / wikimedia commons

Franz Xaver Wolfgang Mozart war das jüngste Kind von Wolfgang Amadeus Mozart. In dessen Todesjahr geboren wurde er schon als Kleinkind zum Musiker bestimmt und erhielt in seiner Heimatstadt Wien Kompositions- und Instrumentalunterricht u. a. bei Johann Nepomuk Hummel, Antonio Salieri und Johann Georg Albrechtsberger. Zeitlebens erschien Franz Xaver Wolfgang Mozart in offiziellen Dokumenten nur unter dem Namen «W. A. Mozart Sohn». Die damit verbundenen Anforderungen und der ständige Vergleich mit seinem Vater liessen ihn an sich zweifeln. Mit zwanzig Jahren trat er in der galizischen Hauptstadt Lemberg als Klavierlehrer in den Dienst verschiedener Adelsfamilien und trat als Pianist und Dirigent auf. Für die neu gegründeten «Dilettanten-Concerte» verfasste er verschiedene Kompositionen – unter Umständen auch die vorliegenden Variationen fürs Fortep: und Flageolet über den Marsch aus Aline, einer 1803 in Paris uraufgeführten Oper von Henri-Montan Berton.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das blockflötenartige Flageolet immer beliebter und manifestierte sich in verschiedenen Bauformen – z. B. als Englisches oder Französisches Flageolet. Es lässt sich nicht fest stellen, von welchem Typus Mozart ausging, aber da die Partitur ein Instrument in Vierfusslage verlangt, bietet sich eine Fassung für Sopranblockflöte an. Klavier und Blockflöte treten in einen Dialog und übernehmen abwechslungsweise die führende Stimme. Wie schon das zugrunde liegende Thema aus Aline verzichten auch die gefälligen Variationen auf allzu grosse melodische oder harmonische Schreckmomente.

Gefragt ist ein mittleres Spielniveau, einzig die geforderte Dynamik und die damit einher gehenden Intonationsfragen müssen vom Spielenden technisch bewältigt werden. Doch diese Trouvaille stellt eine willkommene Bereicherung des schmalen frühromantischen Originalrepertoires für Blockflöte dar und gefällt in ihrer einfachen Biedermeier-Schönheit.

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Franz Xaver Wolfgang Mozart, Variationen über den Marsch aus «Aline», für Sopranblockflöte (Querflöte, Oboe, Violine) und Klavier, Erstdruck hg. von Nikolaj Tarasov und Helmut Schaller, DM 1431, € 13.95, Doblinger, Wien 2012

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