Wissenschaft für die Praxis

Eine Neuausgabe von Arcangelo Corellis Violinsonaten mit Überraschungen und Zusätzen.

Arcangelo Corelli. Gemälde von Jan Frans van Douven, vor 1713. Quelle: wikimedia commons

Corellis Sonaten op. 5 sind seit ihrer Entstehung um 1700 oftmals neu verlegt worden. Christopher Hogwood und Ryan Mark haben in ihrer Neuausgabe zum reinen Urtext vier äusserst wertvolle Elemente beigefügt:

  1. Ein überraschender Cembalosatz von Antonio Tonelli (1686–1765), die damalige Musikpraxis abbildend, ist dicht, mit beidhändigen Akkorden gesetzt, oktaviert manchmal die Basslinie oder verändert sie sogar rhythmisch und spielt die Violinsoli mit. Die Ergänzung, 24 Preludi per tutti i Tuoni regt an, vor Sonaten zu präludieren.
  2. Eine zusätzliche Violinstimme mit verzierten Fassungen gemäss der damaligen Improvisationspraxis ist äusserst nützlich, da man sich heute bemüht, die langsamen Sätze der Sonate da chiesa I–VI (viele fugierte schnelle Sätze) und gewisse Preludie, Allemande, Gavotte und Gigue der Sonate da camera VII–XI (Tanzsuiten) mit Verzierungen zu spielen. Berühmte Virtuosen wie Giuseppe Tartini, Francesco Geminiani, dessen Schüler Mathew Dubourg, Johan Helmich Roman, Michel und Christian Festing sowie anonyme Quellen sind vertreten. Spannend sind die vier rhythmischen Varianten der Giga aus Sonata V. Auf Bearbeitungen der Follia (Sonata XII) wurde verzichtet.
  3. Die ausführliche dreisprachige auf den neuesten Forschungen basierte Einführung bringt schöne Faksimile, viele geschichtliche Details und anregende Ausführungsvorschläge.
  4. Der Revisionsbericht Critical Commentary auf Englisch gibt exakte Quellenangaben und Details für die Entscheidungsfindung der Interpretinnen und Interpreten.
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Arcangelo Corelli, Sonaten für Violine und Basso continuo op. 5, Urtext hg. von Christopher Hogwood und Ryan Mark; Band 1, op. 5, I-VI, BA 9455; Band 2, op. 5, VII-XII, BA 9456; Partitur und Stimmen, je € 24.95, Bärenreiter, Kassel 2013

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